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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
kanischen Säulen, darüber folgen stelenartig verjüngte Pfeiler,
dann ionische Säulen mit dem hohen Hals der Renaissancezeit
und mit verschiedenartig gewundenen Schäften; endlich im ober-
sten Stock korinthisirende Säulen, abwechselnd mit gegürteten
und unten kannelirten Schäften; sämmtliche Stützen im Anschluss
an die niedrigen Stockwerke von sehr kurzen Verhältnissen. Die
Kreuzgewölbe der Arkaden ruhen in den Wänden auf Consolen;
die Balustraden der einzelnen Arkadenreihen sind geschlossen
und mit einem Rahmenprofil versehen. Zwei Wendeltreppen, eine
untergeordnete links, die Haupttreppe (lagegen rechts, sind in
den vorderen Ecken des Hofes angebracht. Die Haupttreppe,
auf unserer Abbildung sichtbar, empfängt durch Pilaster, welche
in eigenthümlicher Weise mit Consolen verbunden sind, sodann
durch zierliche gothische Maasswerkbrtistungen eine angemessene
Gliederung. Die Anlage dieser Treppe ist weit und stattlich, die
Spindel zeigt in ihren Profilen mittelalterliche Formen; von be-
sonders schöner Wirkung ist aber das Netzwerk verschlungener
Stäbe, welches mit Rosetten und kleinen Köpfen geschmückt die
ganze Unterseite der Wendeltreppe bedeckt. Es ist dieselbe Be-
handlung wie an der schönen Treppe im alten Schloss zu Stutt-
gart. Den oberen Abschluss des Treppenhauscs bildet hier wie
dort ein elegantes gothisches Sterngewölbe. Wie einfach aber
diesenHäuser ihre Strassenfacade bildeten, und wie sehr sie auf
farbige Dekoration rechneten, sieht man auch hier, da selbst das
Portal die grösste Schlichtheit zeigt.
Wie diese Hofanlagen später in's Nüchterne übersetzt wur-
den, erkennt man u. A. an dem Hause N0. 6 am Bauernmarkt,
wo die gedrückten Arkaden des Hofes in allen Geschossen auf
trocknen toskanischen Säulen ruhen. Das Haus träg-t freilich die
späte Jahrzahl 1662.
Fast noch unbedeutender ist, was die Renaissance an der
Kaiserlichen Burg hinterlassen hat. Die umfangreichen Ge-
bäude bilden ein Conglomerat aus sehr verschiedenen Zeiten.
Ursprünglich von Leopold dem Glorreichen erbaut, war sie 1275
durch einen Brand verheert, aber unter Albrecht 1 von einem
Meister zllartin Buschperger von Osnabrück wieder hergestellt
worden. 1) Eine Kapelle wurde 1298 erbaut, die jetzt vorhandene
aber liess Friedrich IV 1449 errichten. Umfassendere Umgestal-
tungen scheinen unter Ferdinand I stattgefunden zu haben. Der
aus seiner Zeit herrührende Kern des Baues besteht aus drei
Flügeln, welche den ungefahr quadratischen Schweizerhof ein-
Tsehischka a.
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