44
III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner
Theil.
ein Messer, " von ihm „für der besten Kunstwerke eins gehalten,
so in ganz Rom zu finden sind. " Ausserdem erwähnt er die
Dioskuren und auf dem Capitol den Marc Aurel.
Auf der Rückreise nehmen sie den Weg über Loreto, dessen
prächtige Kirche mit Recht gepriesen wird;1) in Pesaro finden
sie beim Herzog von Urbino deutsche Künstler?) in Bologna,
dessen Universität "zumeist von Teutschen besucht wird, " erhal-
ten sie trotz des Incognitos musikalische Ständchen; in S. Domenico
bewundern sie das Grab des Heiligenß) „ einen schönen Altar
von ltlarmelstein und Alabaster. " In Florenz verkehrt Schickhart
mehrfach mit Giovanni da Bologna, der ihm selbst die von ihm
erbaute Kapelle zeigt!) Lebhafte Freude haben sie sodann in
Vicenza an den grossartigen Bauten Palladio's, obwohl dessen
Name nicht genannt wird. Der Rathhaussaal daselbst wird mit
dem von Padua verglichen, und dieser wieder mit dem ihm ahn-
lichen Saal des neuen Lusthauses zu Stuttgart-i) In S, Antonio
fällt ihnen die herrliche Marmorsculptur in der Kapelle des Hei-
ligen auf; das Reiterbild Gattamelatas finden sie dem des Marc
Aurel „nicht sehr ungleich". In lustiger Fahrt auf der mit Fahr-
zeugen belebten Brenta, deren Ufer mit herrlichen Landhäusern
geschmückt sind, gelangen sie endlich nach Venedig. Hier reisst
ihn die Pracht der Bauwerke aus dem ruhigen Ton des Bericht-
erstatters zu entzückten Ausrufen fort; doch widmet er in aller
Herrlichkeit "des Südens auch dem Gemälde Albrecht Dürerts
seine Aufmerksamkeit. Auf der Rückreise fesselt sie in Innsbruck
das Grabmal Kaiser Maximilians, und der Künstler der zierlichen
Reliefs, Alexander Colin, wird gepriesenß) Doch schenken sie
auch dem goldenen Dacherl einen freundlichen Blick.
Wir sehen, vom Anfang bis zum Ende der Epoche sind die
Einflüsse Italiens in Deutschland nachzuweisen, unverkennbar
an Macht und Vielseitigkeit immer mehr zunehmend, in alle
Kreise allmalig eindringend. Zahlreiche Wanderungen von Künst-
lern machen den Anfang. Von Dürer selbst wissen wir aus sei-
nen eigenen Berichten, wie er nach Venedig geht, freilich mehr
die deutsche Kunst dort zur Anerkennung bringend als dem
fremden Einflusse sich beugend. Dennoch ist in seinen Werken
seit dem italienischen Aufenthalt die Einwirkung dortiger Kunst
nicht zu verkennen. Wie er überall zu lernen sucht, sehen wir
bei seiner Reise nach Bologna, wohin er sich begiebt, weil ihn
Jemand in "heimlicher Perspective" zu unterrichten versprochen
w
1) Ital. Reise,
Ebenda, B1. 54.
B1. 40. 2) Ebenda, B1. 43. 3) Ebenda,
5) Ebenda, B1. 75. G) Ebenda, B1. 91.