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Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
Das erste Auftreten der Renaissance hat man wahrscheinlich
in dem überaus eleganten Portal der Salvatorkapelle zu
erkennen. Die Entstehung desselben wird mit dem Breve Papst
Leo's X1) vom 10.Juni 1515 zusammenhängen, welches verordnete,
dass die Kapelle des Rathhauses künftig den Namen St. Salva-
toris führen solle. Dies gab dem Stadtrath Veranlassung, die
ersten Salvatorsrnedaillen ausprägen zu lassen, Wahrscheinlich
auch das Portal zu errichten, Welches nicht blos in seiner Com-
posiüon, sondern auch in der Ausführung auf die Hand ober-
italienischer Künstler hinweist. Das Portal 2) wird von reich
dekorirten Pilastern eingerahmt, vor welche Säulen mit frei be-
handelten Oompositakapitälen treten, die Schäfte am Fuss über-
trieben stark eingezogen, zum Theil kannelirt, zum Theil mit
kriegerischen Emblemen bedeckt, ganz im Stil der spielenden
Frührenaissance Oberitaliens. Ueberaus elegant sind die von
Sphinxgestalten auslaufenden Akanthusranken des Frieses, die
Zahnschnitte, Perlschnüre, Blattkymatien des Hauptgcsimses und
der andern Glieder. Die Bekrönung bildet ein Halbkreis mit
cassettirter Laibung, in welchem die Halbiiguren Christi und der
Madonna als Hochrelief erscheinen, während auf den Ecken zwei
kleinere Kriegergestalten offenbar an die Stifter der Kapelle, die
ritterlichen Brüder Otto und Haymo, erinnern sollen. Das Ganze
in seiner Zierlichkeit athmet den Geist echt italienischer Früh-
renaissance.
Weiter sind hier mehrere Grabdenkmäler anzureihen. Zu-
nächst in St. Stephan am westlichen Ende des nördlichen
SeitensehiEes das Epitaphium des 1529 verstorbenen Doctor Jo-
hannes Cuspis mit seinen beiden Frauen, aus rothem lllarmor
gearbeitet, in sehr schlichter derber Renaissanceform, die Nische
mit den Brustbildern von Pilastern eingefasst, der Bogen mit
einer Muschelfüllung, im unteren Felde die Angehörigen in einer
durch dorisirende Säulchen getheilten Halle knieend. Reicher
und grösser imnördlichen Kreuzarm das Epitaph des Domherrn
und ehemaligen Kaplans Kaiser Max I, Nicolaus Engelhardt
(T 1559), auch dies noch im Stil zierlicher Frührenaissance. Ein
Hauptdenkmal ist das grosse Bildwerk von 1540, welches am
Aeusseren der südlichen Chorseite angebracht, in der Mitte lllaria
und Christus, umgeben von Relicfdarstellungen der sieben Schmer-
zen Mariä enthält. Eingefasst von sehr eleganten Pilastern mit
korinthisirenden Kapitälen, die Flächen zwischen den Bildfeldern
L
Tschischka, S. 221.
Riewel veröffentlicht.
Eine
t-reifliche Abbildung
desselben
hat