Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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Buch. 
III. 
Renaissance in 
Deutschland. 
zusammengebracht, darunter einen grossen Thcil jener Meister- 
werke, welche jetzt noch den Grundstock der Belvcderegaleric 
bilden. In Italien und Spanien hatte er Unterhändler, Welche 
für ihn den Ankauf von Kunstwerken betreiben mussten. Nicht 
oberflächlich muss die Art seiner Kunstliebe gewesen sein, sonst 
hatte er nicht mit solchem Eifer überall den Werken Dürefs 
nachgestrebt, von denen er eine Anzahl der bedeutendsten sich 
zu verschaffen wusste. Daneben sammelte er Sculpturen in 
Marmor und Bronze, antike wie Nachbildungen, rohe und ver- 
arbeitete Edelsteine, eingelegte Tischplatten von Pietra dura und 
überseeische Curiositaten aller Art. Auch manche Künstler wusste 
er heranzuziehen und zu beschäftigen, aber trotz alledem kam es 
auch unter ihm nicht zur Entwicklung einer monumentalen Kunst, 
einer national-deutschen Renaissance. 
Ueberblieken wir die Bauwerke, welche die Renaissance 
während der langen Dauer dieser Epoche in dem weiten Umfange 
der österreichischen Länder hervorgebracht hat, so finden wir fast 
nur fürstliche Bauten und Schlösser des hohen Adels, aber auch 
diese in solcher Vereinzelung über das Land verstreut, dass sie 
nicht den Eindruck einer intensiven einheimischen Schule, sondern 
vielmehr der sporadischen Thatigkeit fremder Künstler ergeben. 
Italienische Formen sowohl in der Composition des Ganzen, als 
in der Behandlung des Einzelnen herrschen hier während der 
ganzen Epoche. Das Unregelmassig-e in der Anlage nordischer 
Bauten tritt zurück; die Thürme, die Wendeltreppen werden fast 
völlig zu Gunsten einfacherer, klarercr Grundrissbildung beseitigt. 
Auch die Erker, die hohen Dächer mit ihren schmuckreichen 
Giebeln, der Stolz der deutschen Renaissance, spielen hier keine 
hervorragende Rolle. Begrciflich ist es daher auch, dass in den 
architektonischen Werken jene naive Mischung gothischer Elemente 
mit Motiven der Renaissance, mit welcher der neue Stil fast über- 
all in Deutschland auftritt, hier so gut wie gar nicht vorkommt. 
Eine Ausnahme machen nur gelegentlich kleinere dekorative 
Werke wie ein Flügelaltar in der Kirche zu Söding in Steier- 
mark. Dagegen wirkt überall Italien direkt ein, so dass nament- 
lich die Höfe mit Vorliebe nach südlicher Weise durch Arkaden- 
gänge, sei es auf Pfeilern, sei es auf Säulen, ausgestattet werden. 
Damit hängt zusammen, dass der in Deutschland sonst überall 
beliebte Holzbau fast durchgängig dem italienischen Steinbau 
weicht, mit Ausnahme der Gebirgsgegenden, welche an ihrem 
lokal ausgebildeten Holzbau festhalten. Besonders charakteristisch 
ist noch, dass jene geometrische Ornamentik, welche die Motive 
der Lederarbeit und des Schlosserstiles in Stein übcrträigt, eine
	        
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