Kap-
Geistes.
deutschen
des
Renaissance
Die
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frei schwebt, 60 Fuss lang, etliche 30 Fuss breit. 1) In andern
Gemächern und Galerien werden ebenfalls Teppiche, Gemälde, ein-
gelegte Tische betrachtet. Etliche Säle haben sehr kunstreiche
Decken von Schreinwerk, mit Farbe und Gold geschmückt. Hier
ist sogar die Abbildung einer solchen Decke beigefügt.
Weit werthvoller für uns ist aber die italienische Reise des
Herzogs, 1599 unternommen, doppelt interessant, weil ein Künst-
ler, der Baumeister Heinrich Schickhart, die Beschreibung geliefert
hat. Ganz heimlich geht der Herzog mit wenig Begleitern, unter
welchen Schickhart, zu Ross auf die Fahrt, um in tiefem ln-
cognito die Herrlichkeiten Italiens zu geniessen. Aus den Aufzeich-
nungen, so kurz sie auch sind, spricht unverkennbar das Auge
eines künstlerisch gebildeten Architekten. Bezeichnend ist z. B.
seine Ansicht über den schiefen Thurm zu Pisaß) dessen Neigung
91', Wie später bei den Thürmen von Bologna, ganz verständig
alle dem zufälligen ungleichen Setzen des Fundaments erklärt,
beim Thurm von Pisa unzweifelhaft richtigy Während dem klas-
Slsch gebildeten Architekten die Laune mittelalterlicher Bau-
meister, die den Thürmen von Bologna ihre schiefe Stellung ge-
geben hat, begreiflicher Weise nicht einleuchten will. Ein Zeichen
derselben modernen Anschauung ist es, wenn er in Rom die alte
Peterskirche nicht gelten lässt, obgleich etliche schöne Altäre
darin, während er den neuen Bau über die Maassen rühmt. 3)
In der Lateransbusilika fallen ihm, wie in andern römischen
Kirchen, die geschnitzten und vergoldeten Hclzdecken auf, in
Maria Maggiore die prachtvolle Kapelle Sixtus des Fünften. Be-
Senders aber preist er im Vatican die vielen schönen Säle und
herrlichen Gemächer, desgleichen „eine sehr schöne Kapelleß)
in Welcher neben anderen Gemälden auch das jüngste Gericht
Vell dem kunstreichen Maler Michaelo Angele gemalet." Das
einzige Mal, dass wir in solchen Reiseberichten den Namen eines
der grossen italienischen Künstler finden; aber auch hier von
Raphael keine Spur, während Michel Angelds Ruhm schon da-
111313 über die Alpen gedrungen War. In der vatikanischen Biblio-
thek bewundert er den grossen prachtvollen Saal und sieht
„ Schriften der alten Autoren, als Ciceronis, Virgilii, Ovidii,
Welche sie selbst mit eigenen Händen geschrieben haben sollen. ü
Von Blldwerken rühmt er den Laokoon, besonders aber im Palast
des HCÄZOgS VOII Florenz (Villa Medici) ein „nackend Mannsbild
Voll Welssenl lllarmelf) nicht gar lcbensgross, wetzet knieend
Badenfahrt
Ebenda, B1. 2.5.
Herzog Friedrichs, B1.
u Ebenda, Bl. 2a.
2) Ital. Reise
Ebenda, B1. 30.