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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
aus den bürgerlichen Kreisen der Städte, in welchen damals
alles Kultur-leben seinen Mittelpunkt fand. Die kunstliebenden
Herrscher aus dem Habsburgischen Stamme rufen frühzeitig
Meister der Renaissance aus Nürnberg und Augsburg in ihre
Dienste. Maximilian I bedarf zu seinen literarischen und künst-
lerischen Unternehmungen 1) der Thatigkeit eines Dürer, Burgk-
maier u. A. Für sein Grabmal in Innsbruck, dessen Grund-
gedanke durchaus auf den Ideen der Renaissance beruht, ver-
wendet er nicht blos einen Meister wie Peter Vischer, sondern
auch Augsburger nnd Innsbrucker Künstler. Wo aber in dieser
frühen Zeit Bauwerke in dem neuen Stile zu errichten waren,
musste man fast ausschliesslich mit Italienern sich begnügen. Die
Portale, mit welchen Ferdinand I 1524 sein Arsenal in Wiener-
neustadt schmückte, verrathen die Hand italienischer StGlUIDGtZGII.
Dasselbe ist der Fall mit der wahrscheinlich 1515 errichteten
Prachtpforte der Salvatcrkapelle in Wien. In Krakau wird schon
1512 ein Meister Franciscus aus Italien erwähnt, der beim Neubau
des Schlosses verwendet wird, ja 1520 ist es abermals ein Italiener,
Barlholomeus von Florenz, der die Jagellonische Kapelle am Dom
daselbst erbaut und 1536 das abgebrannte Schloss wierdcrher-
stellt. Eine ganze Architektenfamilie aus Italien lernen wir unter
Ferdinand I in Wien und Prag kennen?) 1532 Jacopo de Spazio,
1542 Anthom" de Spazio, der an dem Neubau der Burg- in der
Neustadt beschäftigt war und Hans de Spazio, der nebst Zoan
Wlaria (also dem Namen nach wohl ein Venetianer) unter Paul
della SteZZa seit 1536 am Belvedere auf dem Hradsehin zu Prag
betheiligt war. 3) Noch 1568 wird ein Italiener Conlinelli als Hof-
baumeister Maximilians II aufgeführt-i)
Eine solche Kette italienischer Architekten lasst sich damals
in Deutschland nur noch bei den bairischen Herzogen nachweisen.
Wie dort begründet sie auch hier das Ucberwiegen fremden Ein-
flusses, der die Entwicklung einer selbständigen deutschen Re-
naissance zurückdrängen musste. Dass es Ferdinand I nicht an
Liebe und Verstandniss für Kunst fehlte, würde allein schon der
unvergleichliche Bau des Belvedere in Prag bezeugen. Von seinem
Verständniss der Architektur legte er eine Probe ab, als er 1563
auf der Reise nach Frankfurt die neue Befestigung der Plassen-
burg besichtigte und dem Markgrafen Georg Friedrich in den
1) Ueber Maximilian vgl. Herberge r, K. Peutingei" etß- und den Allf-
satz von Horawitz in der Oesterr. Wochenschr. 1872. I Bd. 18. Heft.
Dazu IIormayfs Taschenbuch 1821 u. ü". passim. 2) JOS- Feil in den B61"-
des Wiener Alterth. Ver. III, 229. 3) Förstews Allg. Bauzeit. 1838.
S. 345 ff. 4),Jos. Feil a. a. O.