Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

XII. 
K313- 
Länder. 
österreichischen 
Die 
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war die Stadtpfarrkirche in den Händen der Protestanten, in 
Klagenfurt aber hatten sie sogar zwei Kirchen inne. Die Re- 
formation hatte also mindestens ein illenschenalter- lang sich un- 
Ecllßlnlnt in (1611 ÖSferreichisehen Landen ausgebreitet, und es 
war gewiss nicht Mangel geistiger Itcg-samläeit, wenn ihr keine 
ebenbürtige künstlerische Entwicklung zur Seite ging. Wohl aber 
scheinen die Erschütterungen, Welche das gewaltsame Eingreifen 
in das religiöse Leben mit sich brachte und die auf lange Zeit 
selbst den Ruin des Wohlstandes herbeiführten, Ruhe, Mittel und 
Silllllllüüg Zu architektonischen Schöpfungen ausgelöscht zu haben. 
Vergessen wir nicht, dass abgesehen von einzelnen früheren Ver- 
suchen, die Renaissance in den deutschen Gebieten ihre Blüthezeit 
"etwa seit den sechziger, siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts 
beginnt. Gerade dies war aber der Wendepunkt, wo in "Oester- 
reich Kirche und Staatsgewalt den Vertilgungskrieg gegen den 
Protestantismus ins Werk setzte. S0 mussten wohl alle Keime 
friedlicher Kultur auf lange hinaus zertreten werden. 
Aber in kaum geringerem Grade scheinen auch die politischen 
Verhältnisse ein reicheres Kultur-leben verhindert zu haben, so 
dass trotz der Kunstliehe von Kaisern wie Maximilian I, Fer- 
dinand I und Rudolph lI sich keine stetige Blüthe entfalten wollte. 
Vergegenwärtigen wir uns, dass mit Kaiser Friedrichs Tode eine 
traurige Epoche für Oesterreich kaum ihr Ende erreicht hatte. 1) 
Eine lange Reihe von Kämpfen gegen auswärtige Feinde und 
aufständische Unterthanen, Fehden zwischen raubsüchtigen Rittern, 
Dezennien des wildesten Faustrechtes hatten das Land weithin 
verwüstet und ausgeplündert. Die Kultur des Bodens war zer- 
stört, Handel und Verkehr zerrüttet, die Städte ohne Kraft und 
Blüthe, Hunderte von Höfen lagen in Trümmern, viele Kirchen 
Waren in Flammen aufgegangen, die Bewohner des Landes ver- 
wildert. Mit Maximilians 1 Regierungsantritt erholten sich die 
Länder allmählich von den ausgestandenen Drangsalen, aber die 
Kraft des Bürgcrthums vermochte sich während der ganzen Epoche 
nicht zu so machtvollen städtischen Gemeinwesen zusammen- 
Zuschliessen wie sie das südliche, mittlere und nördliche Deutsch- 
land in zahlreichen freien Reichsstädten aufweisen. Die Städte 
sind aber seit der gothischen Epoche in Deutschland der Haupt- 
hßrd des Kunstlebens gewesen. Sie bleiben es, wie wir gesehen 
haben, auch in der Epoche der Renaissance, jedoch so, dass 
nßben ihnen die neuen Fürstensitze eine selbständige Blüthe ent- 
falten. Diese zieht indess ihren künstlerischen Nahrungsstoff wieder 
 
Xav. 
Fritz a. 
181.
	        
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