Kälp'
XII.
Die österreichischen Länder.
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zu erklitren, dass diese lebensfrohe Kunst dennoch grade hier
m lhmn Sßhöllfungßll vereinzelt bleibt, statt wie anderwärts das
älfbgelälegeäihnezn {zu durchdringen und ihm zu vollendetem Ausdruck
1,31m Frage lasst sich nur durch einen Blick auf die all-
gemelllßll geschichtlichen und Kulturverhaltnisse beantworten. 1)
Obwohl dem Centrum der deutschen Geistesströmung weit abseits
äiltiizgeä nimmt Oesterreich dennoch die geistige Bewegung der
(rleliäh 611121 Gipfelpunkt in Deutschland bildet,
T) dan angs mit allem Eifer auf. Die Sache Luthers fand
däällllßlsi bßllllnAdßl und in den Städten, bald aber auch unter
A H an volk uberall im Erzherzogthum Oesterreich lebendigen
11K allg, und schon um 1522 konnte Paul Speratus, der Dichter
des Liedes: „Es ist das Heil uns kommen her," die neue Lehre
1I11_ Stepliansdom zu Wien verkündigen. Gleichzeitig predigten
Plllllpp Turriano, sowie die beiden Cisterziensermönche Jacob
lind _Theobald wider Ablassverkauf und Bilderdienst. Der in
bpanien erzogene Ferdinand I eifcrte anfangs heftig wider die neue
Lehre; der Stadtrath Caspar Tauber stirbt 1523 auf dem Scheiter-
haufen; andre Opfcr folgen; Balthasar Hubmayer wird 1528 ver-
brannt und seine nicht minder standhafte Ehefrau in der Donau
ersäuft?) Aber seit seiner Erhebung zum deutschen Kaiser zieht
Ferdinand gelindere Saiten auf; die beständige Türkengefahr
ägvingt ihn bei den Landständen um Bcisteuern zur Vertheidigung
cizusuchen, fur deren Gewahrung er dann freie Religionsubung
gestatten muss. 3) Unter seinem Nachfolger Maximilian II, dessen
Indifferenz [den Protestanten noch mehr Freiheit liess, vollzieht
äläslls] da; Viäerk der Reformation in Oesterreich so vollständig,
h_ _ b_ _as ganze Land bis nach _Steiermark und Karnthen
02123, I? Salzkammergut und Tirol der neuen Lehre er-
ilseformajäill; Wäthmit Rudolph II um 1578 erhob sich die Gegen-
1 ß_ß durch die unheilvolle Regierung Ferdinands II,
der ber den Jesuiten in Ingolstadt mit seinem Vetter Maximilian
von Baiern erzogenworden war, zum Abschluss kam. Damals
begann JBDG verderbliche Aera, welche die reiche Blüthe deutschen
Geisteslebens in Oesterreich auf Jahrhunderte erstickte und das
Ueber das Geschichtl. vgl. Wiens Gesch. von F. Frhr. v. Hor-
mayr; Gesch. der Stadt Wien von Fr. Tschischka; Geseh. des Landes
ob der Enns von Fr. Xav. Pritz; Gesch. der Regler. Ferdinands I. von
F. B. v. Buchholtz; Rudolf II und seine Zeit von A. Gindely; Handy
der Geseh. des Herzogth. Kärnten von H. Hermann; Geseh. von Böhmen
von Fr, Palaeky, u. a. m. 2) Tsehischka, a. a. O. p. 285 fg. 3) F, B_
v. Buchholtz a. a. O. VIII, 123 1T.