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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Mit einem Werke der Devotion beschliesst Kurfürst Maximilian
seine Münchener Bauthätigkeit und damit zugleich die Schöpfungen
dieser Epoche. Es ist die Mariensäule, im Jahre 1638 zu Folge
eines Gelöbnisses wegen der siegreichen Schlacht am Weissen
Berge bei Prag auf dem Schrannenplatz zu Ehren der Schutz-
patronin Baierns errichtet (Fig. 147). Ein Werk von trefflichen
Verhältnissen, kraftvoll in den Formen und glücklich im Aufbau.
Auf den Ecken der marmornen Balustrade vier schöne Bronze-
laternen; auf den Ecken des Sockels himmlische Kriegerknaben
in lebhaftem Kampf mit Drachen, Schlangen und ähnlichen Un-
gethümcn. Auf der Krönung des Postaments als Vermittlung mit
der Basis der Säule geflügelte Engelköpfchen aus Bronze, von
lebendiger Bewegung und schönem Umriss. Auch die Statue der
Madonna gehört zu den besten der Zeit. Sie ist von Ilans lfmmper
gegossen; das Monument selbst nach einer Zeichnung Candids
durch Peter König ausgeführt.
Von der reichen Farbenlust der Epoche an den Facaden der
Häuser scheint nichts erhalten. Nur an der Fleischhalle sieht
man, wohl schon aus der Spatzeit des 17. Jahrhunderts, eine
derbe, heitere Freskodecoration. Besonders gut sind die grau
gemalten Trophäen, aus einem Ochsenviertel, Schlachter-heil und
ähnlichen Elementen zusammengesetzt.
Was in dem oberbairischen Gebiet, etwa in Wasserburg,
Burghausen, Braunau, Laufen und andern Orten an Resten aus
jener Zeit vorhanden sein mag, weiss ich nicht anzugeben. Da-
gegen ist mir in Berchtesgaden eine kleine bemalte Hausfacade
aufgefallen, nicht eben von künstlerischem Werth, aber bezeich-
nend fiir das Kulturleben der Epoche. Gemalte korinthisehe Säu-
len fassen die Ecken ein; die Fenster sind in beiden Geschossen
mit grau in grau ausgeführten Cartouehen und Voluten eingefasst,
zwischen welchen Fruchtgehange sich hinziehen, die auch von
einem Fenster zum andern ausgespannt sind. An dem unteren
Fenster sind Trophäen von Schinken, Würsten, Enten, Fischen
und dergleichen zierlich aufgehängt. In den Fensterbekrönungen
sieht man humoristische Scenen, worin Affen das menschliche
Treiben parodiren, z. B. ein Tanz, wobei die Tanzenden wie die
Musikanten Affen in Menschenkostüm sind; ein grosses Orchester,
in welchem der Kapellmeister an der Orgel, der Bass, die Kla-