Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

platten. Die Kapelle ist ein reich mit Stuckreliefs geschmücktcr 
Hochbau, in drei Geschossen von Emporen umgeben, welche für 
die Herrschaft und die verschiedenen Abstufungen der Hofleute 
bestimmt waren. Von ganz besonderer Schönheit des Raumes 
und der Dccoratiou ist aber das Antiquarium, am oberen Ende 
in eine erhöhte Estradc auslaufend, während am andern der 
aßhtßßkige Saal den Abschluss bildet. Das lange Tonncngewölbe 
mit seinen Stiehkappen ist mit einer decorirenden Malerei im 
Stil antiker Wandgemälde geschmückt. Geschnitzte Kasten, zur 
Aufnahme der kleineren Kunstwerke bestimmt, umziehen die 
Wände, und in den Fensternischen sind Marmorbüsten aufgestellt. 
Eine andere Reihe von Zimmern, aus der Zeit des Kurfürsten 
Ferdinand Maria, zeigt schon mehr barocke Decoration und weit 
grössere Pracht, namentlich stärkere Ueberladung mit Gold. Be- 
sonders die sogenannten päpstlichen Zimmer zeichnen sich durch 
ihren Glanz und ihre Ueppigkeit aus. Aber auch das Rococo 
findet seine Vertretung in den sogenannten reichen Gemachern 
aus der Zeit Karls VII. Wer das köstliche, glücklich wieder her- 
gestellte kleine Residcnztheater kennt, kann sich von dem gra- 
ziösen Reiz dieser Räume eine Vorstellung machen. Hier ist die 
Decoration dem Stil entsprechend ausschliesslich Goldornament 
auf weisscm Grunde. Das Schlafzimmer mit dem kolossalen 
Prachtbett erregt allgemeine Bewunderung; feiner aber ist das 
japanesische Vasenzimmer, dessen Wände ganz mit kleinen Por- 
zellanvasen auf vergoldeten Consolen geschmückt sind; ferner 
das Zimmer, welches mit lauter kleinen Pastellbildchen in zier- 
lichsten Goldrahmen tapezirt ist; endlich das Zimmer mit gestickteu 
seidenen Tapeten von chinesischer Arbeit, Scenen des dortigen 
Lebens auf schwarzem Grunde darstellend.  
Von dem trotz aller Zerstörungen noch immer prachtvollen 
Ganzen habe ich hier nur das Wesentlichste kurz berührt. Sucht 
man mit der Phantasie das Ursprüngliche wieder herzustellen, 
fügt man den Schmuck, der durchweg gemalten Facaden hinzu, 
erwägt man die Pracht der Ausstattung, die Fülle an Kostbar- 
keiten und Kunstschätzcn jeder Art, welche der stolze Bau um- 
Schloss, so begreift man die Bewunderung der Zeitgenossen und 
der nachfolgenden Geschlechter, welche den Bau das achte Wunder 
der Welt nannten (Pallavicino z. B. p. 1); begreift auch, dass 
Gustav Adolph bedauert haben soll, den Palast nicht auf Walzen 
113011 Stockholm führen zu können. Aber nicht minder zutreffend 
ist jener andere Ausspruch des grossen Schwedenkönigs, in 
welchem er München einen goldnen Sattel auf magerem Gaule 
nennt.  
Kngl 
Gesch. 
Baukunst. 
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