Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
Baiern. 
München. 
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in grau gemalte Dekoration der Wandflächen zu ergänzen, so erhält 
man ein Bild reicher lebensvollcr Pracht. Vom Flächenschmuck 
des Kaiserhofes füge ich in Fig: 143 eine Abbildung bei, die ich 
der zuvorkommenden Güte des mit der Restauration betrauten 
Hofbauraths Riedel verdanke. Derselbe hat kürzlich versuchs- 
weise den Anfang mit Wiederherstellung der alten Bemalung- 
machen lassen.  
Die gesammte Münchener Architektur jener Zeit war bei dem 
Mangel von Hausteinen zur Anwendung des Backsteins gezwun- 
gen, den sie aber nicht nach dem Beispiel des Mittelalters oder 
der oberitalienischen Renaissance künstlerisch durchbildete, son- 
dern durch einen Putzüberzug verhüllte. Diesen Stuck charakte- 
risirte sie als blosses Bekleidungsmaterial durch aufgemalte Deko- 
ration. Von den stolzen Facaden Augsburgs mit den reichen 
farbigen Gemälden, Resten jener heiteren Pracht, welche gegen 
Ende des 16. Jahrhunderts noch einen weitgereisten Mann wie 
Michel de Montaigne zur Bewunderung hinriss, ist oben an seiner 
Stelle geredet worden. In München scheint überwiegend eine 
einfachere Dekoration, Grau in Grau, beliebt gewesen zu sein, 
und von dieser Art war auch die Faeadenmalerei der Residenz. 
Im Kaiserhofe ist es ein System gekuppelter dorischer Pilaster 
für das Erdgeschoss und darüber ein korinthisches für das obere 
Stockwerk. Zwischen den Pilastern sind die Wandfelder durch 
Nischen mit tigürlichem Schmuck belebt, in den grösseren Wand- 
ilachen dagegen die luaarweise angeordneten Fenster von einem 
grossen Rundbogen umrahmt, alle Gliederungen und Felder mit 
Masken, Fruchtschnüren, Voluten und anderen dekorativen For- 
men geschmückt. Die grossen Verhältnisse, die glückliche und 
klare Eintheilung, die reiche und doch nicht überladene Deko- 
ration verleihen dem Ganzen den Eindruck vornehmer Würde bei 
einfachsten Mitteln. Erst im Zusammenhange mit solcher Deko- 
ration erhalten die Prachtportale der Aussenseite ihre volle Wir- 
kung, die hoffentlich durch eine umsichtige Restauration Wieder 
zu Tage treten wird. 
Diese beiden Portale, von denen ich das eine in Fig. 144 
mittheile, sind in einem gemässigten Barockstil in jener strengen 
dorischen Rustica erbaut, welche damals als Ausdruck fürstlicher 
Hoheit und Gravität beliebt war. In rothem Marmor ausgeführt, 
überraschen sie durch die Feinheit ihrer Gliederungen, die offen- 
bar mit Rücksicht auf die gemalten Decorationen der anstossen- 
den Wandflächen so behandelt sind. Ueber den Seitenpforten 
halten Löwen das bairische, Greife das lothringische Wappen, 
letzteres mit Bezug auf Maximilians erste Gemalin Elisabeth von
	        
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