Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kall 
Baiern. 
München. 
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gen das Motiv von getiügelten Engelköpfen und schwebenden Engel- 
gestalten variirt. Den Glanzpunkt bildet in der Axc des Quer- 
schiffes der herrliche Kranz anbetender Engel, die hier gleichsam 
die Schwelle des Heiligthums bewachen. Endlich ist zu bemerken, 
dass alle Glieder in feinster Charakteristik durch Perlschnur, Eier- 
stab, Herzblatt, Welle und ähnliche antike Formen aufs Edelste 
belebt sind. Alle Hauptpilaster haben Basen von rothem Marmor 
auf Untersättzen eines schönen grauen Marmors. Die Gitter vor 
den Kapellen sind sämmtlich in Schmiedearbeit mannigfaltig und 
schön durchgeführt. Zwei elegante Bronzekandelaber stehen am 
Eingang des Chores. Der Hochaltar ist ein in drei Stockwerken 
mit gekuppelten Säulen pomphaft aufgebautes Werk. Von maass- 
voller Pracht sind dagegen die Chorstühle, bis auf die spätere 
Rococobekrönung. Die vasenartigen Armlehnen mit Masken, die 
feinen korinthisehen Pilaster, am Untertheil der Schäfte reich 
ornamentirt, mit Engelköpfen, Laub- und Blumengewinden, da- 
neben die innere Umrahmung der Felder mit Fleehtbandern, die 
Flächen selbst mit Engelköpfen und Fruchtgehängen; darunter 
die Predellen gleich den oberen Friesen mit Engelköpfen und 
Cartoueheschilden, endlich als Abschluss die Muschelnischen, das 
ist ein Ganzes, wie man es von solcher Schönheit in dieser Spät- 
zeit nur selten findet. 1)  
Die Faeade entspricht in ihrer kolossalen Massenhaftigkeit 
dem einfach grossartigen Charakter des Innern, ohne jedoch 
dessen Feinheit und Amnuth zu erreichen. Es ist ein Hoehbau 
mit riesenhaftem Giebel, eben so originell und selbständig wie 
die Anordnung des Innern. Auf die conventionelle Gliederung 
durch die in Italien gebräuchlichen Elemente der antiken Archi- 
tektur hat der Meister verzichtet. Nur durch mehrere Reihen von 
Nischen mit Statuen von bairischen Fürsten und deutschen Kaisern 
werden die ungeheuren Flachen belebt. Zwei mächtige Portale 
von rothem Marmor in derben etwas barocken Formen bilden den 
Eingang. Ueber ihnen in einer Nische die kolossale Bronzefigur 
des h. Michael mit dem Drachen. 
Das anstossende Jesuitencollegium, jetzt Akademie der 
Künste, ist eine ausgedehnte aber schlicht behandelte Anlage mit 
mehreren Höfen; der erste Hof mit dorischen Halbsaulen und 
Bögen, welche die Fenster im Erdgeschoss einrahmen; die Faeade 
nach der StPaSSC ßillfäßh in Stuck ausgeführt, im Erdgeschoss 
1) Eine architektonische 
sehr wunschenswerth. 
Küglßr, Gcsch. d. Baukunst. V. 
Aufnahme 
dieses 
herrlichen 
Gestühls 
3 .3 
wäre
	        
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