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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
A. Allgemeiner
Theil.
aber noch nicht ganz vollendet, wie denn auch sonst noch fort-
gebaut wird. Vom Dome wird berichtet, 1) es sei „die kostenlichste
Kirche, von Marbelstein-Bildwerk durchgraben und ganz damit
aufgebaut." Und weiter heisst es: „in der Stadt ist das aller-kost-
lichste Schloss von Gebäuen unter der Erden, das ich mein, dass
in der Christenheit sei." "Wir sahen auch ein köstlich Haus,
hatten des Kosmann de Medici Kaufleut inneß?) Ofenbar ist
von dem Palaste, welchen der Mediceer durch Michelozzo erbauen
liess, die Rede. In S. Ambrogio fällt ihnen ein „heidnisches Götter-
bild" auf. In Venedig endlich bewundern sie nicht blos die herr-
liche Markuskirche mit ihren Kostbarkeiten und den goldnen
Bossen über dem Portal, deren Zahl etwas ungenau auf drei an-
gegeben wird,3) sondern ergehen sich mit Vorliebe in der Schil-
derungeines Palastes, welchen ein Kaufmann aus Alexandria dem
Herzog von Mailand abgekauft habe!) Der Preis des erst ange-
fangenen Gebäudes sei 74000 Goldstücke gewesen. Der Kaufmann
habe ihn dann ausbauen und so prächtig schmücken lassen, dass
man nirgends ein schöneres Gebäude finden könne. Der Portikus
sei ganz aus weissem Alabaster errichtet, im Schlafzimmer des Haus-
herrn seien die Fussböden aus demselben Material, die Teppiche
in Silber gewirkt, die Decke reich vergoldet. Das Bett habe zwei
mit Perlen gestickte Kissen und ein ebenfalls mit Perlen und
Edelsteinen geschmücktes Kopfkissen; der Betthimmel sei so
prachtvoll gewebt, dass er 24000 Dukaten koste. Das Atrium
in welchem eine Heizvorrichtung, habe allein 13000 Dukaten ge-
kostet. Der Hausherr, welcher mit seiner schönen Frau von einer
Spazierfahrt heimkommend die Fremden antrifft, lässt sie aufs
artigste mit Wein und Oonfekt in silbernen Schüsseln und goldnem
Becher bewirthen.
Im 16. Jahrhundert steigert sich dies Interesse zusehends,
und wir haben schon in der Zimmerischen Chronik zahlreiche
Spuren lebendigen Eingehens nicht blos auf fremde Kunstwerke
"sondern auch auf Vaterländische Denkmäler wahrgenommen. Auch
beim Grafen Waldeck, der uns über die Patricierhäuser Augsburgs
berichtet hat, finden wir manche Spur regen Antheils an den Werd
ken der Kunst. Von einem Watfenschmiede des Kaisers, Johann
Colmann, weiss er uns zu berichten?) bei dem Goldschmied Otto
von Köln betrachtet er dessen Diamantschleiferei so wie einen
kostbaren vergoldeten Harnisch; bei einem geschickten Ciseleur
und Erzgiesser macht er einen Besuch und meint, dass derselbe
1) Leo
fg"
124
von Roznxital, p.
4) Ebenda, p. 129,
i) Ebenda, p.
Tagebuch, p. 49-
193.
Ebenda,