542
III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
endete er 1589 und erhielt dafür eine Belohnung von 50 Gulden,
was aber nicht hinderte, dass er wegen Einsturz des Thurmes
acht Tage bei Wasser und Brod in den Falkenthurm musste.
Neben ihm wird Friedrich Suslris genannt, der nach dem Ein-
sturz des Thurmes das Schiff verlängerte, den Chor erhöhte und
ausbaute. Sodann Wilhelm Eggl, 1585 entlassen, Wende! Dietrich
von Augsburg, der in demselben Jahre vorkommt, und der Ita-
liener Antonio Valiento. Bei der Ausschmückung des Baues wer-
den unter andern der berühmte Bildgiesser Hubert Gerhard, Peter
Candid, Hans Weinlzer der Maler und der Bildhauer Hans Krumper
genannt.
Das Innere (Fig. 140) ist von ausserordentlicher Schönheit
und Grossartigkeit der Verhältnisse, dabei von einer maassvollen
Einfachheit der Dekoration, welche die Raumschönheit noch er-
höht, so dass kein gleichzeitiger Bau in Italien sich damit mes-
sen kann. Es ist ein einschiffiges Lang-haus, mit einem kolossa-
len Tonnengewvölbe überdeckt, von Seitenkapellen begleitet, welche
zwischen die Pfeiler eingebaut sind und über sich Emporen haben.
Ein Querschid in der Höhe und Tiefe der letztern legt sich vor
den Chor. Dieser wieder verengt sich gegen die Kirche, ist um
mehrere Stufen erhöht und schliesst mit einer Absis. Mit grosser
Meisterschaft ist die Beleuchtung so vertheilt, dass das haupt-
sächlich aus den Emporen und dem Querschiif einfallende Licht
reiche Abwechslung ergiebt. Was aber dem Innern vor allen
andern gleichzeitigen Kirchenbauten Italiens und der übrigen Welt
einen hohen künstlerischen Vorzug verschaüt, ist die ungewöhn-
liche Feinheit der Dekoration. Statt des beliebten Fortissimds,
in welchem die damalige Architektur mit den stärksten Mitteln,
den schärfsten Contrasten, den überladensten Formen ihre Blech-
musik zusammensetzt, sind hier selbst tiir die Hauptg-lieder nur
die bescheidensten Ausdrucksmittel gewählt, gedoppelte Pilaster
zwischen den Kapellen und den Emporen, die Flächen mit Statuen-
nischen angemessen belebt, die Gesimse bescheiden profilirt, die
ganze Dekoration in Weissem Stuck bei sparsamer Anwendung
von Gold. Vor Allem aber hat das" gewaltige Tonnengewölbe
eine unvergleichliche Leichtigkeit freien Schwebens, denn statt
der schweren Kasetten, die man den Gewölben damals zu geben
liebte, ist es durch leichtes Rahmenwerk in verschiedene grössere
und kleinere Felder getheilt und durch die von den Pilastern
aufsteigenden Gurten rhythmisch gegliedert. Die Mitte der grös-
seren Felder wird durch schöne Rosetten bezeichnet, dazu kom-
men an passenden Stellen zarte Fruchtschnüre, endlich in dem
ganzen Raume eine iigürliehe Dekoration, die in allen Abstufun-