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III. Buch.
Deutschland.
Renaissance in
kappen hat, ist nicht blos die Eintheilung, sondern auch die
Gliederung und die Ornamentik überaus fein und schön, dabei
mit grossem Geschick ausgeführt, wie denn zierliche Frucht-
schnüre frei schwebend die Hauptlinien markiren. Die Ornamente
sind hier in tiefem Blau und Gold auf weissem Grund. Schliess-
lieh ist noch zu erwähnen, dass im Hauptgeschoss des ganzen
Baues grosse grün glasirte Kachelöfen, deren Einsatzstüeke blaue
Ornamente auf weissem Grund zeigen, aufgestellt sind. Wahre
Prachtstücke der süddeutschen Thonplastik.
Als Urheber der reichen malerischen Dekoration wird uns
zunächst der Niederländer Friedrich Säestris genannt, der 1579 und
1580 in der Trausnitz malte; sodann Alexander Siebenbürger, der
schon 1564-78 an der Schneekenstiege undrder Rathsstube be-
schäftigt war, also jedenfalls die iiotten Komödienscenen an der
sogenannten Narrentreppe ausführte. Leider sind sämmtliehe
Theile dieser kostbaren Dekoration durch eine fast beispiellose
Vernachlässigung, die bis in die jüngste Epoche gedauert hat
König Ludwig hasste bekanntlich als Kind seiner Zeit die g-anze
„Zopf"-Kunst schmaehvoll verwüstet worden. Erst jetzt, da
König Ludwig II der Trausnitz seine Aufmerksamkeit zuwendet,
wird vielleicht für die Erhaltung der noch vorhandenen Reste
gesorgt werden.
München.
Dass eine so lebensvolle, von Kraft und Frische strotzende
Stadt wie München in der Renaissancezeit keine bürgerliche
Baukunst gehabt hat, die sich entfernt mit den Denkmälern auch
nur der Reichsstadte zweiten Ranges messen könnte, liegt in den
bereits geschilderten Verhältnissen begründet. In der That Waren
es hier ausschliesslich die Fürsten, welche die Kunst gepflegt
und ansehnliche Bauten errichtet haben. Eins der charaktervoll-
sten Werke ist der alte Münzhof, von dessen energisch behan-
delten Arkaden Fig. 139 eine Anschauung giebt. Es sind in der
Länge neun, in der Breite drei Arkaden in derber Rustika, weit
gespannte gedrückte Bögen, in zwei Geschossen auf kurzen stäm-
migen Säulen ruhend, Withrend das oberste, schlankere Stockwerk
dürftige dorische Säulen zeigt. Im Erdgeschoss haben die Säulen
ionische Kapitale mit kannelirtem Halse, im ersten Stock korin-
thisirende. Mit Ausnahme des zweiten Stockes ist die Behand-
lung eine ungemein kraftvolle und originelle in gediegenem Quader-
bau. Die Säulen des obersten Stocks bestehen aus rothem Marmor.