Renaissance
Die
des deutschen Geistes.
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Monstranz ebenfalls mit Gemmen auf, so schwer und gross, dass
einer sie nicht zu heben vermag. 1) Eben dort auch auf dem Haupt-
altar ein Madonnenbild, „und das hat Sant Lukas gemalt, ist sehr
ein lieblich ernstlich Bild den Menschen zu schauen."
Auch in England finden sie Beachtenswerthes, namentlich ge-
stehen sie, nirgends schönere Kirchen gesehen zu haben, innen aufs
reichste geschmückt, aussen, was ihnen auffällt, ganz mit Blei be-
deckt?) In Reading rühmen sie ein Antependium und eine Statue
der Madonna, dergleichen sie nirgend gesehen und Wohl auch
nicht sehen würden, wenn sie bis ans Ende der Welt reisten. 3)
Aber schon in Andower bemerken sie eine Alabasterstatue der
Jungfrau, die ebenfalls sehr schön ist. Auch in Salisbury finden
Sie herrliche Bildwerkef) namentlich eine Madonna mit dem Kinde,
von den Drei Königen verehrt, ein heiliges Grab mit dem auf-
Crstehenden Christus, dem Engel und den schlafenden Wachtern,
"ein köstlich Werk von geschnitzten Bildern, war Alles so meister-
lich zug-erichtet als lebefs." Ebenso wird die kunstreiche Struktur
des der Kathedrale angefügten 'l'hurnies gepriesen.
In den Niederlanden ist es Brüssel mit seinem grossartigen
Rathhaus, was sie hervorheben. Von demschön erbauten Thurme
gßniessen sie eine weite Aussicht; im Atrium sehen sie herrliche
Gemälde, wie man sie nur irgend in der Welt finden kann. Den
alten Herzog von Burgund treffen sie in seinem Palaste im Atrium
sitzend, auf einem Sessel, um welchen rings alles mit golddurch-
wirkten Teppichen bedeckt ist. Kein Monarch der Christenheit
habe einen glänzenderen, prachtvollern Hofß) Nichts entgeht der
Aufmerksamkeit der Reisenden: in Wiener Neustadt beschauen sie
nicht blos das Grabmal, welches der Kaiser sich hat erbauen
lassen, mit dem dasselbe schlicssenden Stein, der elfhundert Gold-
gulden koste, sondern auch die Glocke mit eingeschmelzten Gold-
linienß)
Ihre Wanderung führt sie auch nach Oberitalien, wo sie zu-
nächst in Verona den Palast Theodorichs anstaunen mit seinem
ungeheuern Steinen, seinen Treppen, den gewaltigen Fensterbögen
mit ihren hohen Bänken, den aus riesigen Quadern errichteten
Mauern?) Weit ausführlicher noch beschreiben sie das Castell
YOD Mailand, das ganz aus Quadern und weissem Marmor erbaut
ISt, mit Seinem weiten Hofe, dessen Grösse auf 120 Schritte und
25 Fuss angegeben wird. lm Schlosse ist eine schöne Kirche,
Leo von Rozmital,
4) Ebenda, p. 46, 158.
Ebenda, p. 123.
ä
185. 2) Ebenda, p.
5) Ebenda, p. 23-25.
3) Ebenda, p. 45.
Ebenda, p. 133
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