Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
Baiern. 
'l'rausnitz. 
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die als prächtig-es Gesims den Saal umziehen, ist die Decke in 
sehr feinem flachem Profil gehalten, um nicht zu schwer auf dem 
niedrigen Raume zu lasten. In vierzig grosse quadratische Felder, 
acht der Länge, fünf der Breite nach getheilt, Welche durch 
schmale längliche Felder getrennt werden, haben sämmtliche 
Flachen herrliche lntarsien, helle Zeichnung auf dunklem Grunde, 
jedes Feld in abweichender Komposition, voll Phantasie und un- 
erschöpflicher Erfindung. Muschel- und Volutenwerk mischt sich 
mit Rosetten, Rankengewinden und anderem Blattornament. Der 
Charakter deutet auf den Ausgang des 16. Jahrhunderts. Am 
schönsten sind die Piianzenornamente der schmalen länglichen 
Felder. ' 
Endlich ist noch der Facade zu gedenken, welche die Rück- 
seite des Palastes bildet (Fig. 134). Sie zeigt mit der schlichten 
Rustica des Erdgeschosses und den hohen, zum Theil gekuppelten 
dorischcn Pilastern, welche in ihre grosse Ordnung die beiden 
oberen Stockwerke einschliessen, den Eindruck derselben schon 
stark zum Nüchternen neigenden Behandlung, in welche die ita- 
lienische Hochrenaissance so bald ausklingt, und die auch in den 
Hoffacaden vertreten ist. Der ganze Bau ist in Stuck ausgeführt. 
Im Uebrigen hat die Stadt nicht viel Bemerkenswerthes aus 
dieser Epoche. Das Bezirksamt neben der Martinskirche ist 
mit seinen schweren Arkaden auf stämmigen selbander durch 
Architrave verbundenen Pfeilern, seinen mit Giebeln bekrönten 
Fenstern, seinem grossen gewölbten Vestibül und Treppenhaus 
ein Bau von ähnlicher streng klassischer Richtung. Dagegen ver- 
tritt das gegenüber liegende ehemalige Landschaftshaus, jetzig-e 
Postgebäude, mit den prachtvollen Fresken den heiteren Charakter 
Jener oberdeutschen Facaden, welche ihren Schmuck ausschliess- 
llch durch die Malerei erhielten. Die architektonischen Glieder 
in den derben Formen der späten Renaissance sind hell gehalten; 
111 drei Reihen zwischen den Fenstern vollfarbig gemalte Statuen 
bairischer Fürsten in dunkelbraunen Nischen; unter den Fenstern 
bronzefarbige Medaillons mit römischen Kaiserbüsten; über den 
FGIISfCTII Gestalten von Tugenden: das Ganze reich und harmo- 
nisch. A18 "Visirer" des Landschaftsgebaudes wird 1597 H. Pach- 
mayr genannt; die Herzogsbilder der Fagade malte 1599 H. G. 
Iflmauji. Dies Alles aber überragt weit an Wichtigkeit die 
Trausnitz. 
Die alte Veste erheb_t sich auf einem syeil an der Südseite 
der Stadt Landshut aufste1gentlex1 Hügel. Zu 1hren Füssen breitet 
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