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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Saales liest man die Künstlermonogrammc PVS, darunter das
F (wohl nfecit"); sodann LH.
Bezweckt die Decoration dieses Saales eine Verherrlichung
des klassischen Alterthums, so klingt der hier angeschlagene
Grundakkord in der Ausstattung der übrigen Räume nach. S0
sieht man ein kleines quadratisches Badezimmer, dessen Gewölb-
malerei der Aphrodite und den ihr verwandten Gestalten gewidmet
ist; in den Lünetten sind kleine antike Scenen auf landschaft-
lichem Grunde gemalt, in den Stichkappen schwebende Liebes-
götter, mit Benutzung der raffaelischen Fresken in der Farnesina,
Alles im heitersten Stile; die Wände endlich mit prächtigen
Blumenteppichen bedeckt. Die Gemälde zeugen hier von etwas
geringerer Hand, alle aber tragen gleich denen des Saales das
Gepräge der Nachfolger RaffaePs.
Dieser reichen Ausstattung, die sich durch eineReihe grösserer
Zimmer fortsetzt, entspricht alles Uebrige. Die Kamine der Zimmer
und die Thürgeivände sind aus rothem Marmor in klassischen
Formen gebildet. Auffallend ist die Kleinheit sämmtlicher Thüren,
auch derjenigen des Saales. Von grösster Schönheit sind die
Thüriiügel selbst, sämmtlich mit Intarsien geschmückt, deren
Ranken zum Geistreichsten und Feinsten dieser Gattung gehören.
Sie gehen aber aus Mangel an Pflege zu Grunde, weil man nicht
einmal so viel darauf gewandt hat, sie bisweilen mit Oel einzu-
reiben.
Etwas abweichenden Charakter zeigt die Decoration der
oberen Halle, welche im linken Flügel den Zugang zur Kapelle
und die Verbindung zwischen Vorder- und Hinterhaus vermittelt.
Ihre gemalte Decoration entspricht zwar dem Uebrigen, aber die
ebenfalls gemalten Fürstenbilder an den Wänden, wie das Ganze
ilott und keck hingesetzt, zeugen von der Hand eines in der
venetianischen Schule gebildeten Künstlers. Das Datum ist hier
1536, während man im grossen Saal 1542 liest. Wir wissen,
dass Hans Boxberger aus Salzburg von 1542-55 in der Residenz
gearbeitet, namentlich den Gang sammt der Kapelle, ferner zwei
Säle, die Kanzlei und den Thurm ausgemalt hat. Den Hauptsaal
dagegen malten zwei Künstler aus Mantua, darunter jener oben
erwähnte Antonelli. Auch Ludwig Bospinger aus München wird
unter den Malern genannt.
Abweichend von allen diesen Arbeiten ist endlich der im
zweiten Geschoss des Vorderhauses liegende geräumige Saal,
denn er ist niedrig nach nordischer Weiseund mit einer Holz-
decke versehen, die für sich allein ein Kunstwerk ersten Ranges
bildet. Abwechselnd auf grösseren und kleineren Consolen ruhend,