Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
Baiern. 
Landshut. 
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scits der Alpen läge, von allen Künstlern und Architekten auf- 
gesucht, studirt und bewundert sein würde, Während sie in 
Deutschland fast unbekannt und verschollen ist. Nur dies noch: 
alle oberen Gemächer sind gewölbt, die Decken in mannigfacher 
Weise getheilt, mit den elegantesten Ornamenten in Stuck ge- 
gliedert, die Felder in Fresko ausgemalt, das Ganze im klassi- 
schen Stil der italienischen Hochrenaissance, eine künstliche Süd- 
frucht auf nordischem Boden. Ich will nur die kleine quadratische 
Kapelle im linken Flügel erwähnen, mit kuppelartigem Gewölbe, 
die Wände mit einer Composita-Ordnung von Säulen und Pilastern 
elegant gegliedert, die Friese und Deckenflächen mit trefflicher 
Stuckdecoration. Namentlich der Hauptfries mit Akanthusranken, 
in Welchen Engel spielen, ist von schöner Erfindung und Aus- 
führung. Das Prachtstück ist aber der grosse Saal an der Rück- 
seite des Hofes, von vornehmen Verhältnissen, etwa 27 Fuss breit 
und doppelt so lang. Die Wände sind mit ionischen Pilastern, 
deren Kapitäle sparsame Vergoldung zeigen, gegliedert. Zwischen 
ihnen sind Medaillons mit feinen mythologischen Reliefs, Thaten 
des Herakles und Anderes darstellend, angeordnet. Die Wände 
sind jetzt leider Weiss getüncht, aber der grosse Fries sowie das 
Gewölbe zeigen die ursprüngliche Ausstattung. Und von Welcher 
Schönheit! 
Namentlich der Fries gehört ohne Frage zu den köstlichsten 
Schöpfungen der Renaissance. Man liest an ihm in grossen gol- 
denen Buchstaben den bekannten Satz: „Ooncordia parvae res 
Grescunt, diseordia maximae dilabuntur." Aber diese Buchstaben 
Werden in entzückendem Spiel von muthwilligen gemalten Puttßll 
gehaltenv das Ganze in einem Reichtlium der Erfindung, einer 
Fülle des Humors, dass wohl nie ein anmuthigerer Kinderfries 
gemalt Wordßn ist. Darüber spannt sich in gedrücktem Rund- 
bogßll das Gewölbe mit ausgezeichnet schöner Eintheilung. In 
den grossßn achteckigen Hauptfeldern sieht man die berühmtesten 
Männer des klassischen Alterthums von Homer an in Fresko; an 
den beiden Schildwänden des Saales sind die Künstler Zeuxis, 
Phidiag und Praxiteles dargestellt, zu denen sich noch Archi- 
medes gesellt. In den kleineren Feldern der Decke sind Grau 
in Grau friesartige Scenen aus dem klassischen Alterthum gemalt, 
als Einrahmung dient ein blauer Grund mit goldenen Bändern 
und Schleifen durchzogen, darin auf kleinen Medaillons Weisse 
Gemmen nachgeahmt sind. Die innere Umrahmung der Haupt- 
felder endlich besteht aus vergoldeten Ornamenten und Glie- 
derungen. Die Wirkung des Ganzen ist unvergleichlich schön 
und gehört zum Treiflichsten seiner Art. An der einen Thür des
	        
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