38
Buch.
III.
Renaissance
Deutschland.
Theil.
Allgemeiner
richte aus der Feder seiner Begleiter vorliegen, von Gabriel Tetzel
in deutscher, von Ssassek in böhmischer Sprache, letztere durch
Pawlowski ins Lateinische übersetzt. 1) Auch hier spielen die
ritterlichen und daneben die religiösen Interessen noch eine g-rosse
Rolle. Nicht bloss die Fürstenhöfe, sondern auch die Wallfahrts-
orte mit ihren Gnadenbildern werden besucht; daneben aber ver-
gisst man nicht die Merkwürdigkeiten zu beschauen und beson-
ders von prächtigen kunstreichen Bauten Nachricht zu geben. In
Nimeswird das grosse und zierliche Amphitheater betrachtetf)
in Anjou fallt den Reisenden das alte Herzogschloss mit seinen
22 Thürmen auf, 3) dabei der prachtvolle Zwinger mit Löwen,
Leoparden, Straussen und Steinböcken; sodann das Grabmahl
des Königs von Sicilien und seiner Gemahlin mit ihren Statuen
aus Weissem Marmor. In Spanien bewundern sie vor allem die
herrliche Kathedrale von Burgos, und darin ein Altar-Antepen-
diumi) „von schöner Malerei und künstlich getriebenem Werkef
eine „schöne Statue der Madonna, ganz von Silber und vergoldet."
Auch die beiden zierlich aus Stein erbauten Thurmhelme ent-
gehen ihnen nicht; an dem dritten Thurme, offenbar dem auf
dem Kreuzschiff befindlichen wird eben noch gearbeitet. In Segovia
begeistert sie gleichfalls die mächtige Kathedrale, auch hier sehen
sie ein Antependium von Gold und Silber, der Chor aber ist mit
Bildwcrken in Stein so schön geschmückt, dasswenige Künstler
„selbst in Holz " sie so ausführen könntenß) Einen so schönen
Kreuzgang hättten sie nirgends gefunden; sogleich wird aber hin-
zugefügt, dass sie später doch schönere kennen gelernt. In sei-
ner Mitte sei ein Garten mit Oypressen und andern Bäumen. Auf
der Burg sei ein herrlicher Palast, in Gold, Silber und Azur aus-
gemalt, die Fussböden von Alabaster, zwei Saulengange aus dem-
selben Stein, 34 Bilder der spanischen Könige ringsum, die ihnen
aus purem Golde bedünken. Fünf Gemächer aus Alabaster auf-
geführt und mit Gold überschmückt, das Schlafgemach des Königs
Dmit einer Decke von reinem Golde, die Teppiche des Bettes eben-
falls aus Gold gewebt. In Toledoß) bemerken sie in der Kirche
drei grosse Messbücher mit prächtigen Initialen und Miniaturen:
„Man meint auch, es sei der köstlichst Maler gewest, als er in
der Welt gelebt habe." In Guadalupe fällt ihnen ein goldener
Kelch von besonderer G-rösse mit Edelsteinen, so wie eine goldene
1) Reisen des Ritters Leo von Rozmital. Bibl. des lit. Ver. VII. m;
2) Ebenda, p. 113: „a.mphitheatrum amplum et elegans, in quo templum
magnifiee exornatum erat." 3) Ebenda, p. 53. 4) Ebenda, p. 64;
"tßglula altari praetensa, puleherrime depieta et artificiosissimo opere caelata."
Leo von Rozmxtal. p. 69. G) Ebenda, p. 18T.