Kap
Baiern.
Freising.
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Im Hauptgeschoss liegt sodann auf der nordöstlichen Ecke,
von dem bereits erwähnten Thurm überragt, die Kapelle. Es
ist ein quadratischer Raum, hoch und schlank durch kannelirte
Pilaster gegliedert, dazwischen Bogennischen mit Muschelfüllung.
Darüber steigt eine schlanke Kuppel auf, mit den Stuckrelief-
bildern der Evangelisten, und in der Mitte dem des Salvators
decorirt. Die architektonischen Details sind etwas. zu gross und
derb für den kleinen Raum, aber die Gurtbögen und die übrigen
Gewölbfläehen haben leichte, elegant componirte Ranken in Stuck.
Der prachtvolle Altar, offenbar gleichzeitig mit der übrigen De-
eoration, datirt von 1621.
Einige Ausbeute gewahrt ausserdem der Dom. Schon die
gesammte Anlage ist von einer bis jetzt nicht genug gswürdigten
Bedeutung. Die stattliche romanische Basilika mit ihrer gross-
artigen Krypta steht nämlich westlich mit der alten Taufkirche
St. Johannes durch spätere Arkaden in Verbindung wie es in
verwandter aber alterthümlicherer Weise die Stiftskirche zu Essen
zeigt; andrerseits sind von der Johanniskirche auch Arkaden
nach der noch weiter Westlich liegenden Residenz hingeführt. An
der Ostseite aber wird der Dom ähnlich wie der Hildesheimer
durch einen Kreuzgang umfasst, der freilich modernisirt ist, aber
durch zahlreiche Grabdenkmale Interesse gewährt. Das "östliche
Ende dieses Kreuzganges wieder bildet der sogenannte alte Dom,
eine kleine in gothischer Zeit umgebaute Basilika mit polygonem
Chorschluss. Der Eingang der Kapelle wird durch ein Eisengitter
aus der Renaissancezeit geschlossen. Mehrere Grabsteine sind
nicht eben durch künstlerische Bedeutung, wohl aber durch das
frühe Auftreten des Renaissancestiles von Interesse. Die ersten
110Q11 Sßllüßhtßrnen Spuren des neuen Stiles zeigen sich am Grab-
stein des Kanonikus Kaspar Marolt 1513). Die Nischen rund-
boglg, dle Pilaster im Charakter der Renaissance, obwohl die
Füllungen 91? ganz verwildertes gothisches Laubwerk haben.
Plumpen Renaissancerahmen mit geschweiften Kandelabersaulchen
findet man daneben an -dem kleinen Grabstein des Petrus Kalbs-
Qhr vom Jahr 1521. Das Monogramm A P deutet offenbar auf
den Meister der Arkaden des Residenzhofes. Aus demselben
Jahre der Grabstein des Paulus Lang mit Putten und Delphinen
ganz im Renaissancegeschmack, aber plump und schwer, wohl
von der Hand desselben Meisters. Im Dome sodann haben
sämmtliche Seitenkapellen Eisengitter der Hochrenaissance von
einer Schönheit und Phantasiefülle, wie sie nicht leicht ander-
Wärts gefunden wird. Der Hochaltai- ist ein Prachtstück
des beginnenden Barockstils. Ebenso die Kanzel, reich ge-