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Baiern.
Freising.
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inneren Zusammenhang mit dem Leben des Volkes entstanden,
die wir nun einzeln zu betrachten haben. Es ist nicht sowohl
deutsche Renaissance, als vielmehr Renaissance in Deutschland,
was wir in Baiern finden.
Freising.
Auf dem sonnigen Iclügel, welcher die Stadt Freising über-
ragt, hat schon in ältester Zeit die geistliche Macht einen festen
Sitz aufgeschlagen. Die ansehnliche romanische Domkirche und
die benachbarte ehemalige fürstliche Residenz bilden mit den
dazu gehörigen Bauten gleichsam eine Stadt für sich. Wir haben
es hier zunächst mit dem Residenzschloss zu thun, welches
in seinenälteren Theilen, namentlich dem nördlichen Flügel, zu
den frühesten, noch unklar schwankenden Renaissancewerken in
Deutschland gehört. Bischof Philipp liess im Jahre 1520 den
Bau ausführen. Von aussen ist das Schloss völlig einfach, nur
gegen die J ohanneskirche ragt ein Thurm empor, der oben acht-
eckig und mit einem Kuppeldach geschlossen ist. Gegen die
Stadt hin an der Nordseite ist ein einfach rechtwinkliger Erker
ausgebaut. An der ostwärts schauenden Hauptfaeade sieht man
Spuren einer kräftigen Bemalung, imitirtes Quaderwerk in grau
und grauen Tönen, unter den Fenstern barock gestaltete Schilde,
über denselben mannigfach variirte Krönungen von Blattwerk
und Masken, Voluten und Muscheln in grosser Abwechselung.
Dies Alles spätere Zusätze vom Ende der Epoche. Auch das
Portal, das sich im gedrückten Rundbogen öffnet, ist mit gemal-
ten Bandern und Rosetten geschmückt. An der Südseite zieht
Slßhßlne geschlossene Terrasse hin, die in ihrer hohen Lage am
südllßhen Kamm des Hügels einen herrlichen Blick über die
grünen von der Isar durchzogenen Wiesengriinde gewährt. Am
HOTiZOTIt geWahTt man die Thürme Münchens, und dahinter die
srossartieen Linien der Alpenkette, die das schöne Bild ab-
schliessen.
Das Hauptportal führt zu einem Thorweg, der in einem
ungefähr quadratischen Hof von massiger Ausdehnung mündet.
Den beiden vorderen Flügeln des Baues an der Eingangsseite
und zur Rechten, also dem östlichen und nördlichen sind Arka-
den euf Schweren Pfeilern vorgelegt, mit weit gespannten Bögen
in welchen Mittelalter und Renaissance wunderlich sich misehen:
Drei Treppen in rechtwinklig gebrochener Anlage und mit Po-
desten führen aus der unteren Halle hinauf, die erste gleieh