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III.
Buch.
in Deutschland.
Renaissance
neuen Palast, die später sogenannte Maxburg, erbaute sich der
Herzog in München; aber noch weit prachtvoller war die Kirche
und das Collegium, welche er daselbst den Jesuiten errichtete.
Ueppige Lebenslust brach vom Hofe aus sich in allen Standen
Bahn, und es ist bezeichnend, wie der Rath zu München jedes
Jahr am Sonntag nach drei Königen eine Schlittenfahrt veran-
stalten musste, zu welcher der ganze Hof geladen wurde: ein
Gebrauch, auf dessen Einhaltung der Herzog streng bestand,
selbst wenn der Magistrat unterthanig erinnerte, es seien die
meisten Hausfrauen schwanger und die Gassen ohne Schnee;
worauf der Herzog befahl vherumzufahren, es schneie oder nit."
Man sieht aus Allem, dass die verschwenderische Kunstptlege
hier nur eine ausserliche bleiben musste, die den Volksgeist
nicht zu eignen Schöpfungen zu befruchten vermochte. Wie man
die Jesuiten zur Befestigung der römischen Priesterherrschaft in's
Land rief, so liess man auch die Kunst durch fremde Meister
einführen. Von der Residenz in Landshut (1536) beginnt diese
Richtung, die völlig mit den nordischen Gewohnheiten und den
Reminiscenzen des Mittelalters bricht; dort wie in allen folgenden
Bauten Baierns kommt nur die italienische Kunst zu Worte. Weil
nun diese Bewegung eine ausschliesslich von oben geförderte
war, die nicht aus dem Volksleben selbst mit Nothwendigkeit
hervordrang, so gewinnt sie auch keinen innerlich übereinstim-
menden Charakter. Es sind und bleiben vielmehr grossentheils
auswärtige Meister, welche man für die Leitung der künstlerischen
Unternehmungen beruft; zuerst Italiener, dann italienisch gebil-
dete Niederländer. Was sich von heimischen Kräften daneben
bewährt, gehört meistens dem Gebiete der Kleinkünste und des
Kunstgewerbes an. Was hierin gerade in Baiern von Einheimishen
geleistet worden, beweist dass es im Lande nicht an Talenten
fehlte. Auch die ersten Versuche, in der Architektur sich den
neuen Stil anzueignen, der auf den alten Handelsstrassen unmerk-
lich über die Alpen gedrungen sein mochte, jene ersten Versuche
im Hofe der Residenz zu Freising, im Vorderbau des Palastes
zu Landshut, in gewissen Grabmälern zu Freising und ander-
wärts beweisen, dass die wackren einheimischen Meister bereit
genug waren, das Neue sich anzneignen. Aber statt ihnen Ge-
legenheit zu bedeutenderen Schöpfungen zu geben, aus welchen
sich wie in Schwaben, Franken, der Pfalz und im übrigen
Deutschland eine nationale Renaissance entwickelt hätte, zog
man es vor, Fremde herbeizurufen und den voll ausgebildeten
Stil Italiens nach dem Norden zu verpflanzen. S0 ist eine Reihe
glänzender Bauten von hoher künstlerischer Bedeutung, aber ohne