Käp-
Baiern.
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fechtung der kirchlichen Interessen den Besitz der Oberpfalz
sammt dem Kurhute davon trug.
Dass unter solchen Verhältnissen von einem selbständigen
Geistesleben nicht die Rede sein konnte, leuchtet ein. Nicht dass
es den bairischen Herzogen an Sinn für Höheres gefehlt hätte;
in ihrer Weise haben sie nach Kräften die Wissenschaft gepflegt,
nach Reform der Geistlichkeit und der Schulen gestrebt. Aber
weil sie Alles unter die Vormundschaft der Kirche stellten, blieb
jede freie Entwicklung fern; die Wissenschaft trocknete zu einer
neuen jesuitischen Scholastik ein, und die Volksseele blieb in
dumpfem Aberglauben befangen. Von jener Frische und Kraft
bürgerlichen Lebens, wie es sich im übrigen Deutschland aller
Orten in grossartigen Monumenten verkörpert hat, finden wir
keine Spur. Die ganze Bewegung der Renaissance liegt in den
Händen der Fürsten, die in ihren. glänzenden Schlössern und in
opulenten kirchlichen Bauten ihrer Prachtliebe wie ihrer Bigotterie
ansehnliche Denkmäler errichtet haben. Schon Herzog Wilhelm IV
war einer der eifrigsten Förderer der Künste, sein Hof ein
Sammelplatz von Künstlern jeder Art. Er und sein Bruder Lud:
wig haben zuerst die italienische Renaissance beim Bau der
prachtvollen Residenz in Landshut nach Deutschland eingeführt.
Aber indem sie eine ganze Kolonie italienischer Künstler zur
Errichtung und Ausschmückung des Baues beriefen, wurde die
selbständige Entwicklung einer deutschen Renaissance eher ver-
hindert als gefördert. Man verpflanzte die Wunderblüthe einer
fremden Kunst auf nordischen Boden, die hier vereinzelt und
wirkungslos bleiben musste. Noch höher steigert sich die Pracht-
liebe bei Albrecht V. Ueberall entstanden neue Bauten oder Ver-
schönerungen der schon bestehenden; in den Schlössern zu Lands-
hut, Dachau, Isareck, Starenberg wurde unablässig gebaut. Auf
dem Starenberger See schwamm eine Lustflotte mit einer präch-
tigen Gondel für den Herzog; seine Kapelle hatte ausgezeichnete
Sänger und Musiker, vor Allem Orlando di Lasso, dessen Buss-
psalmen in einem kostbaren Manuscript, geschmückt mit den
Miniaturen Hans Mielich's, man noch auf der Bibliothek in Mün-
Chen bewahrt. Kunstwerke aller Art, Statuen in Marmor und
Erz, geschnittene Steine und Münzen, Zeichnungen und Gemälde
Wurden erworben, kostbare Bücher und Handschriften angekauft,
darunter die Sammlungen Hartmann Schedels und Hans Jacob
Fuggers. Diese Bestrebungen setzte Herzog Wilhelm V fort; die
Hofkapelle wurde noch vermehrt; für die Gemäldesammlung wur-
den jährlich feste Summen ausgesetzt, junge Künstler in's Aus-
land geschickt, berühmte Maler aus der Fremde berufen. Einen