Kap
deutschen Geistes.
Die Renaissance des
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Aber interessanter als alles dieses sind die Spuren eines
lebhaft erwachten Sinnes für die Denkmäler der deutschen Vor-
zeit. Nirgends vielleicht finden wir bei uns so früh literarische
Zeugnisse einer solchen Gesinnung. Namentlich bewundert Graf
Frohen Christoph die Denkmäler von Trier-J) "dergleichen in
Rom oder sonst in unsern Landen nit zu finden." Auch in Lüttich
wird der Palast, welchen der Bischof von der Mark „ganz kaiser-
lichen erbauet hat" betrachtet. 2) In der Lambertus Kirche daselbst
habe er mehr Kleinode und Schätze gefunden als er in St. Peter
Zu Rom gesehen. Das Amphitheater in Bourges wird dem Colos-
seum an Grösse fast gleich gestelltß) In der Kirche zu AlpirS-
bach 4) bewundert der Chronist „die grossen und hohen aus einem
Stück erbauten Säulen." Am bemerkenswerthesten ist die Stelle,
Wo des Grafen Wilhelm Werner Besuch bei den Alterthümern und
mächtigen Gebäuden in Sponheim und Trier-ß) geschildert wird.
Keine Stadt in Europa, meint der Chronist, könne sich Alters
halber und wegen edelster Gebäude und Reliquien mit Trier ver-
gleichen und, setzt er hinzu, „ist schimpflich zu hören, dass wir
Deutsche die fremden Gebäu und Statt loben, auch ob ihrem
Alter und Singularitäten uns verwundern, und wissen von den
unsern, die gleichwohl die andern übertreffen, nichts zu sagen,
haben die nie gesehen, achten auch deren nit."
Solch offner Blick, der freilich in diesem Falle in patrio-
tischer Wärme fast zu weit geht, ist nur das Resultat einer freieren,
durch Kenntniss fremder Länder gewonnenen Anschauung. Es lohnt
der Mühe, an einigen Beispielenvnachzuweisen wie die Reiselust,
die wir in bürgerlichen Kreisen Deutschlands so stark und früh
entwickelt fanden, etwa seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in
den höhern Ständen sich gestaltet hat. Beginnen wir mit den
Fahrten des schwäbischen Ritters Georg von Ehingen um 1455,
So finden wir noch ganz ausschliesslich die Interessen eines fahren-
den Ritters aus dem Mittelalter vertreten. Alles dreht Sißll 11m
Hofleben, Ritterthaten, Turnier und Kampf. Nur einmal bei dem
Stadt Ceuta in Spanien finden wir eine flüchtige Notiz von künst-
lerischem Interesse. Der Dom daselbst sei ein schöner grosser
heidnischer Tempel gewgsgnß)
Ganz andern Eindruck macht schon die Reise des böhmischen
Ritters Leo von Rozmital, der in den Jahren 1465 bis 1476 die
Abendlande durchzog, und über dessen Erlebnisse uns zwei Be-
1) Zimm. Chrom. IV. 66,
228. 4) Ebenda, I. 100.
Reisen. Bibl. d. lit. Ver. Bd.
386. 3) Ebenda, 111.
G) Georg von Ehingen,