Franken.
Plassenburg.
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sich phantastische Seepferde winden. Auf beiden Seiten sieht
man die Gestalt eines Kriegers das Schwert zücken, zwischen
grossen Vasen mit Blumen und Delphinen. Eine wunderliche
etwas unverstandene Composition, in der Ausführung dazu nicht
eben fein, sondern von handwerklicher Derbheit, aber die Er-
findung des Rankenornaments durchweg gut.
Von hier gelangt man durch eine tiefe gewölbte Einfahrt
ins Innere des Hofes, wo ein ähnliches Portal den Eingang be-
zeichnet. In den vier Ecken des Hofes erheben sich quadratische
Treppenthürme, welche die Wendelstiegen enthalten. Das Erd-
geschoss ist mit Ausnahme der Portale ohne alle künstlerische"
Charakteristik. Nur der westlichen Eingangsseite gegenüber liegt
in der Ostseite ein kleines Bogenpförtchen, in dessen Giebelfeld
Gottvater, von geflügelten Engelsköpfchen umgeben. Es ist der
Eingang zur Kapelle. Das Erdgeschoss des südlichen Flügels war
ursprünglich durch neun grosse hohe Bögen durchbrochen, welche
jetzt grösstentheils vermauert sind. Ueber dem Erdgeschoss sind
im westlichen, südlichen und östlichen Flügel die beiden obern
Stockwerke durch prächtige Bogenhallen auf Pfeilern 1) belebt.
Im südlichen Flügel sind es vierzehn in der Reihe, in den beiden
andern zwölf. Nur der nördliche Flügel zeigt eine abweichende
Behandlung. Hier ist auf hohen Rundpfeilern von mittelalterlicher
Form, die wahrscheinlich einer früheren Anlage gehören, ein Ar-
kadengang angelegt, der ausser dem Erdgeschoss noch den ersten
Stock umfasst. Der zweite Stock öffnet sich mit gruppiiten recht-
winkligen Fenstern gegen den Hof. Hier war ehemals der grosse
Rittersaal, der den ganzen nördlichen Flügel umfasste. Seinen
Glanz empfängt dieser unvergleichlich grossartige Hof durch jene
Arkaden der andern drei Flügel, die sich in schönen Verhält-
nissen mit durchgebildeten Rundbögen auf Pfeilern öffnen. Alles
ist hier mit schönem Ornament überfluthet, die Flächen der Pfeiler,
der Bögen, der Zwickel, endlich die Brüstungen, an welchen un-
zählige Medaillonköpfe, meist in Lorbeerkränzen, von Genien ge-
halten, Alles ausserdem mit Ranken und Blattwerk im besten
Stil der Renaissance durchzogen, ein wahrhaft überschwänglicher
Reichthum, in der Erfindung vorzüglich, in der Ausführung jedoch
etwas roh, namentlich in den figürlichen Theilen. Die Arkaden
sind in beiden Geschossen mit schönen Sterngewölben bedeckt,
deren Rippen die gothische Profilirung zeigen. Die Kapelle, ist
VQII einfacher Anlage, aber mit reich icomplicirten gothischen
Rlppengewölben ausgestattet. Ihre Fenster sind rundbogig ge-
angiebt.
Nicht Säulen, wie Sighart
Kng l er , Gesch. d. Baukunst. V.