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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
geschleift wurden. 1) Immerhin besteht noch der Kern der Burg
mit den zu gigantischer Höhe emporgeführten Mauern. Man ge-
langt zuerst in einen äussern Hof, in welchem ein origineller
Kuppelbau das von Markgraf Christian errichtete Zeughaus ent-
hält. Denn obwohl dieser Fürst seine Residenz damals nach
Baireuth verlegte, so unterliess er doch nicht auf der Plassen-
burg grossartige Befestigungsanlagen auszuführen. Das Portal
des Zeughauses, an welchem man die Jahrzahl 1607 liest, ist
ein gewaltiges Werk eines derben Barockstils, kriegerisch trotzig,
im Bogenfelde ein herrliches Eisengitter, auf den Thürflügeln ein
riesiger Löwe gemalt, der mit erhobenen Vorderpranken sich
aufrichtet. Ueber dem Portal ein hoher Aufsatz, in dessen mitt-
lerem Bogenfelde auf mächtig einhergaloppirendem Schlachtross
der lilarkgraf im Hochrelief dargestellt ist, in voller Rüstung, den
Feldherrnstab in der Hand. In zwei Seitennischen sind Statuen
angebracht, der Oberbau über ihnen von Obelisken gekrönt, das
Ganze in der Mitte durch eine Statue der Pallas abgeschlossen.
Die Architektur barock und doch nüchtern, aber in einem derben
Rustikastil mit gebänderten dorischen Säulen doch den Eindruck
trotziger Kraft gewährend.
Geht man nun an den hohen Aussenmauern des nördlichen
Schlossfltigels weiter empor, so gelangt man zu dem Hauptportal
des innern Baues, der sich mit vier Flügeln um den fast quadra-
tischen Hof zusammenschliesst. Dieses Thor gehört zu den
reichsten der ganzen Renaissance und gewährt schon eine An-
deutung von der Ueppigkeit der plastischen Dekoration, durch
welche dieser Bau sich vor allen Monumenten der deutschen
Renaissance auszeichnet. Die Gliederung des Portals ist einfach;
der Bogen wird nur von Pilastern eingefasst, aber alle äussern
und innern Flächen an den Pfeilern, Bogen, Zwiekeln sind mit
Laubornament bedeckt. Ein oberer Aufsatz in der Mitte, das von
zierlichen Pilastern eingefasste Wappen enthaltend, wird von
einem kleinen Giebel mit Musehelfüllung gekrönt, über welchem
1) "Wieder war es der ominöse Conraditag, an welchem von Schmerz
und Zorn übermannt die brave preussische Besatzung ihre Gewehre über
den Berg hinabgeworfen, als sie 2000 Mann Bayern in das ruhmreiche Haus
der Zollern ohne Schwerdtstreich einziehen sah. Die trotz der Spreng-
minen der Bergleute fast unausführbare Schleifung der stolzen Riesen-
bauten aus Christians Fortiiikationsepoche verlangte einen Baaraufwand
von 13,500 fL, ein bald überflüssig gewordener Schnitt in das eigene Mark,
denn durch den Tilsiter Frieden wurde zwar Stadt und Festung 1m Frank-
reich abgetreten, aber schon im Jahre 1810 für immer der Krone Bayern
zugebracht." Bavaria III, S. 558.