Kap-
Franken.
Plassenburg.
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teressant ist nun, dass ein uns schon bekannter Meister, Aberlin
Tretsch, der Erbauer des Stuttgarter Schlosses, 1563 auf Bitten
des Markgrafen Georg Friedrich nach der Plassenburg kam, um
seinen Rath „wegen etlicher vorhabender Gebäu" zu ertheilen.
In einem Schreiben vom 31. August jenes Jahres (auf dem Stutt-
garter Staatsarchiv) dankt der Markgraf dem Herzog Christoph,
dass er ihm seinen Bau- und Werkmeister zugesandt habe, der
mit seinen Steinmetzen und Zimmerleuten gekommen sei, um auf
Ader Plassenburg „die angefangenen und zum guten Theil voll-
brachten Bauten einer Vesten, dessgleichen auch andere Gebau"
zu besichtigen. Derselbe habe davon "Abrisse und Austheilungen
gefertigt und sein rathlich Bedenken gegeben." Da ihm, dem
Markgrafen, ein geschickter und erfahrener Baumeister mangele,
er aber wohl einsehe, dass der Herzog seinen Architekten nicht
entbehren könne, so bitte er, ihm den Blasius Bernzart überlassen
zu wollen, Welcher ebenfalls „der Gebau Erfahrung" habe. Unterm
26. Sept. bewilligt Herzog Christoph, dass dieser Meister, welchen
wir (S. 353) ebenfalls beim Stuttgarter Schlossbau beschäftigt
fanden, auf zwei Jahre dem Markgrafen zu Diensten sei. Wie
lebhaft sich Herzog Christoph für das Bauwesen interessirte, er-
kennt man daraus, dass er dem Markgrafen zugleich ein Exemplar
seiner Bauordnung übersendet und ihm wegen des Festungsbaues
auf der Plassenburg seinen Rath ertheilt. Sein Baumeister habe
ihm einen Abriss überbracht, an Welchem er Manches auszusetzen
finde. Die Streichwehren seien nicht hinlänglich bedeckt, so dass
man sie leicht nehmen könne; auch sei das Haus selbst viel zu
hoch, zumal der Grund gestatte tiefer auszugraben. Er ge-
denke dem Markgrafen ein "Muster und Visirung" zu schicken,
um den Bau besser auszuführen. Wie viel Einfluss Aberlin
Tretsch und Blasius Berwart auf den Bau gewonnen haben,
lasst sich aus alledem nicht mit Sicherheit angeben. In erster
Linie handelt es sich ja auch nur um die Befestigungen.
Da aber der schöne Hof gerade damals begonnen wurde, so
mögen die Stuttgarter Meister, die ja eben daheim einen nicht
minder stattlichen Hof erbaut hatten, dabei wohl betheiligt ge-
wesen sein.
Steigt man von der Stadt durch die breite herrliche Allee
zu der Höhe hinauf, welche in ungeheurer Ausdehnung von den
langgestreckten Linien der Burg gekrönt wird, und von wo der
Blick in die liebliche Landschaft mit den saftigen vom Weissen
Main durchströmten Wicsengründen immer wieder das Auge ent-
zückt, so wird man zuerst überrascht von den kolossalen Be-
festigungen, welche 1808 sehr unnöthiger Weise von den Baiern