Kap-
Franken.
Bamberg.
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kratischen Charakter verleihen. Dazu kommt noch das wieder
für sich auf seiner sonnigen Höhe gelagerte Michaelskloster und
die Collegiatstifte St. Jacob, St. Stephan und St. Gangolph. Ein
stattlicher Hof dieser Art, dem alten Bischofshofe gegenüber-
liegend, zeigt über dem Portal ein zierliches Renaissancewappen
mit der Jahrzahl 1580 und der Inschrift Wolff Albrecht von IlVürtz-
burg, Thombherr, Kantor und Cellarius zu Bamberg. Dies ist
aber ein späterer Zusatz, denn die Pforte selbst und das kleinere
Nebenpförtchen zeigen den Spitzbogen der gothischen Epoche.
Die im Innern den Hof umgebenden Gebäude haben mehr male-
rischen als architektonischen Werth. Eine originell in einem
Vorbau angelegte Holztreppe führt zu dem oberen in Fachwerk
ausgeführten Geschoss mit seiner Holzgalerie. Ein tüchtiges Portal
der späten Renaissance sieht man dagegen an einem anderen
Hofe südöstlich vom Dom. Im Innern sind die Gebäude wieder
aus Fachwerk errichtet und mit hübscher Holzgalerie versehen,
die zu einem polygonen Treppenthurm führt.
In der untern Stadt hat erst die Zeit des spätern Barockstils
und des Rococo eine reichere Blüthe erlebt. Namentlich das
Rathhaus mit seiner malerischen Lage über dem Wasser, seinem
prächtigen Balcon und den Fresken gehört dahin. Der späten
Renaissance verdankt das Gebäude der jetzigen Handelsschule
mit seinen beiden stattlichen Facaden, seinen hohen mit Pilastern
geschweiften Voluten und ungemein schlanken Pyramiden an den
Giebeln seine Entstehung. Auch hier sind die Volutenfelder ganz
mit flach gemeisselten Laubornamenten gedeckt. Dieselbe Art
der Dekoration, die für Bamberg charakteristisch scheint, zeigt
der Seitengiebel des Hauses an der Ecke der Hcrrengasse. Ein
derber Barockbau endlich ist die Mauth am Markt. Der kolossale
Giebel hat sehr barocke breit gedrückte Voluten mit starken
Schweifen und Fruchtgehängen. Auch der Neptunsbrunnen am
Markt zeigt denselben Stil.
Reicher-e Ausbeute gewähren die alten Sitze der ilfarkgrafen
von Brandenburg, die hier grossartige Denkmale ihrer Macht und
ihres Kunstsinnes hinterlassen haben. In erster Linie steht die
Plassenburg, eins der gewaltigsten Fürstenschlösser Deutscl1-
lands. Schon im frühen Mittelalter ein befestigter Platz, von WO
die Grafen von Orlamünde weit hin das Land beherrschten, ging
die Burg im 14. Jahrhundert in die Hand der Burggrafen von
Nürnberg über. Der östliche und nördliche Theil des Hauptbanes
mit seinen 10 F. starken Mauern und dem 684 F. tiefen Zieh-
brunnen reicht noch in's Mittelalter hinauf. Im Ausgang des
Mittelalters war es namentlich Markgraf Friedrich, der auf den