Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
beiden Seiten noch fort und zeigt die wunderlichen Gestalten 
eines liegenden am ganzen Körper behaarten Mannes und eines 
mit Blätterschurz und Schilfblattkrone bekleideten Weibes. Das 
Figürliche ist meist von geringer Arbeit, aber die Ornamente, 
Welche alle Flachen des grossen und kleinen Portals, die Lai- 
bungen, die Zwickel, die Archivolten bedecken, sind um so 
schöner. Auch die kleinen Fig-ürchen an der Attika sind gut 
gezeichnet und ausgeführt. Der malerische Reiz des Ganzen wird 
wesentlich gesteigert durch den thurmartig hohen Vorbau für die 
Treppe, welcher sich vom Hauptgebäude ablöst. Unten abgeschrägt 
entwickelt er sich im obersten Stock mittelst einer Auskragung; 
als Rechteck, und schliesst mit einem phantastisch reichen Giebel. 
Ein hübsches kleines Portal führt zu der Wendeltreppe, deren 
Spindel auf drei Säulchen mit korinthischen Kapitalen ruht. Das 
obere Hauptgeschoss hat Räume von ansehnlicher Höhe, beson- 
ders stattlich das g-rosse Eckzimmer mit dem Erker, der mit 
einem prätchtigen gothischen Rippengewölbe gieschmüclat ist, wah- 
rend der ihn gegen das Zimmer abschliessende Flachbog-en Ro- 
setten zeigt. Das Alles wird durch Bemalung gehoben. Im zweiten 
Stock ein Zimmer mit Holzdecke, ebenfalls mit Ornamenten be- 
malt, Welehe das geschweifte Blattwerk dieser Spatepoche zeigen. 
Ausserdem ein schöner Kamin, mit Akanthuskonsolen und Rah- 
menpilastern. Die Wendeltreppe schliesst oben mit einem gothi- 
schen Sterngewölbe, die Säulchen der Spindel dagegen enden mit 
korinthisirenden Kapitalen. 
Der Bau zeigt Ansätze einer beabsichtigten, Fortsetzung nach 
Norden und Westen. Die Nebengebäude, welche in weitem un- 
regelmassig-em Zuge den Hof umgeben, sind in Fachwerk aus- 
geführt, mit einfach charaktervollen Holzgalerieen, zum Theil in 
zwei Geschossen. An die vordere Umfassungsmauer stösst dann 
Weiter nordwärts die alte bischöfliche Privatkapelle, welche noch 
aus romanischer Zeit stammt. Sodann wendet sich die Umfas- 
sungsmauer westwärts, von einem spitzbogigcn Einfahrtthoi- von 
1488 durchbrochen. Verfolgt man sodann von aussen den Bau 
in südlicher Richtung, so trifft man auf einen zweiten Thorweg 
mit der Jahrzahl 1479. Zuletzt wendet sich die Mauer dann fast 
rechtwinklig gegen die Nordseite des Domes hin. 
Keine zweite Stadt hat vielleicht den Charakter eines alten 
Bischofssitzes so vollständig bewahrt wie Bamberg. Der obere 
Theil, der sich um den Dom gruppirt, zeigt noch immer neben 
der alten bischöflichen Residenz eine Anzahl jener isolirten, durch 
hohe Mauern von der Aussenwelt vornehm abgeschlossenen Dom- 
herrnhöfe, welche solchen Bischofstadten ihren besondern, aristo-
	        
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