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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Oberfranken.
Das oberfränkische Gebiet unterscheidet sich von den Land-
schaften Unter- und Mittelfrankens vor Allem dadurch, dass hier
die selbständige Kraft des Bürgerthums keinen Raum gefunden
hat, sich zu mächtigen städtischen Gemeinwesen zusammen zu
fassen. Dagegen hat die geistliche Macht hier im Bisthum Bam-
berg schon im frühen Mittelalter sich zu hervorragender Bedeutung
aufgeschwungen und eine künstlerische Kulturblüthe von grossem
Glanze hervorgetrieben. Dieselbe gehört durchaus der roma-
nischen Epoche an und hat nicht bloss in einem der glanzvoll-
sten Denkmale jenes Stils, dem Dom zu Bamberg, und in anderen
ansehnlichen Monumenten, sondern namentlich auch in kostbaren
Werken der Kleinkünste sich blühend bewährt. Daneben kom-
men mehrere fürstliche Territorien in Betracht, die indess für
die künstlerische Entfaltung, mit Ausnahme der brandenburgischen
Markgrafen, keine durchgreifende Bedeutung gewinnen. Auffallend
ist, dass dies ganze Gebiet in der gothischen Epoche nur un-
bedeutende Werke hervorgebracht hat. Theils weil die roma-
nische Zeit sich in Monumenten überreich ausgesprochen, haupt-
sächlich aber wohl weil jene grossartigere freie Entwicklung des
Bürgerthums, welche in Deutschland der vorzüglichste Träger des
gothischen Stiles war, hier nicht zum Durchbruch kommen konnte.
Mit dem Anbruch der neuen Zeit fand zwar die Lehre Luthers
grade in Bamberg schon früh zahlreiche Anhänger, und in den
Bewegungen des Bauernkrieges stellte sich die Stadt an die
Spitze des Aufstandes und erhob sich mit gewaffneter Hand
gegen den Bischof. Als aber durch Georg Truchsess die Hau-
fen der Empörer zu Paaren getrieben waren, wurde in blutiger
Weise die Ruhe wieder hergestellt und selbst die kirchliche Re-
form gewaltthätig unterdrückt.
In Bamberg bietet der interessante Bau der alten bischöf-
liehen Residenz ein malerisches Beispiel kräftiger und zierlicher
Renaissance, allem Anscheine nach unter Bischof Ernst von
Mengersdorf errichtet. Der Bau besteht (Fig. 131) aus einem
zweistöckigen mit einem Erker geschmückten und mit hohem
Giebel abgeschlossenen Hauptbau, dessen Facade nach Osten ge-
kehrt ist. Neben ihm streckt sich südwärts ein niedriger, ein-
stöckiger Flügel bis gegen den Dom hin. Die Behandlung ist
einfach, in Quadern, die Fenster zeigen in ihrer Umrahmung noch
gothische Motive. Das obere Geschoss ist mit Rahmenpilastern
gegliedert. Etwas stattlicher entwickeln sich die Verhältnisse
des Hauptbaues, der vom Sockel an durch ähnliche Pilaster in