leitend, die noch jetzt ihren Abschluss nicht gefunden hat. Die
spärlichen Ueberreste derselben lassen ahnen, was hier zu Grunde
gegangen ist. Vorhanden sind aber noch die beiden steinernen
Eckpilaster, welche das Gitter aufzunehmen bestimmt waren. Mit
Arabesken von geistreichcr Erfindung und feinster Ausführung
bedeckt scheinen diese plastischen Arbeiten von denselben Meister-
handen herzurühren, welche die Arbeiten im Saale des Hirsch-
vogelhauses ausgeführt haben. Hier halten über einer kleinen
Seitenthür zwei gemalte Genien die in den alten Rathhaussalen
oft wiederholte Inschrift: "Eins Mannes Red ist eine halbe Red.
Man sol die teyl Verhören bed." Das östliche Ende des Saales
ist als Richtersitz um mehrere Stufen erhöht. In der kleinen
mittleren Nische sieht man als Symbol der richterlichen Gewalt
einen aufrecht stehenden Löwen mit Scepter und Schwert. In
der Ecke steht ein gut geschnitzter Sessel, an der Schlusswand
sind die beiden gothisehen Reliefs angebracht, welche besonders
auf die frühe Handelsverbindung mit Flandern ein interessantes
Licht Werfen. Dabei die Inschrift: „Salus populi suprema lex
csto."
Von den übrigen städtischen Bauten ist zunächst die Fleis cl1-
brücke zu nennen, 1596-1598 durch die Baumeister Peter Ungar
und W J. Slromer in einem einzigen Bogen von kühner Sprengung
nach dem Vorbilde der Rialtobrücke errichtet. 1) In der Mitte
auf beiden Seiten ausgebaute Altane mit Flachreliefs, an der
einen Seite bei der Fleischhalle das kolossale Steinbild eines
Ochsen mit einer lateinischen Inschrift des Inhalts: „Jedes Ding
hat seinen Anfang und sein Wachsthum; aber schau, dieser Ochse
war niemals ein Kalb." Vor Allem aber die grossartigen Be-
festigungswerke der Stadt, namentlich die vier imposanten run-
den Thürme, von 1555 bis 1568 nach den Plänen von Georg
Unger aufgeführt; In musterliafter Technik aus geschliffenen
Quadern errichtet, nach oben leise verjüngt und durch wenige
aber kraftvoll wirkende Gesimsbander abgeschlossen, machen sie
fast den Eindruck, als wären sie aus Metall gegossen. Bei aller
Kraft und Einfachheit sind sie überaus elegant und tragen wesent-
lich zu dem malerischen Bilde der Stadt bei.
Von Brunnen gehört hierher besonders der auf dem Lorenz-
platz 1589 von Benedikt Wurzelbauer errichtete, reich im Aufbau,
wenn auch im Figürlichen schon stark manierirt. Endlich sind
am alten Zeughaus noch die runden Eckthürme von 1588 zu
erwähnen.
obän
Ueber Stromcfs Studien vgl.
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