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III.
Buch.
Renaissance in
Deutschland.
Theil.
Allgemeiner
biblische Geschichten dargestellt sah. Dazu kamen die Gestalten
mehrerer Tugenden, namentlich der Mässigkeit, die bei einem
Mahle, das vom Morgen bis zum Abend währte, wohl kaum noch
anders vertreten war. Unter Friedrichs IV glänzender Regierung
steigerte sich diese verschwenderische Festlust zu noch prunk-
vollerer Ueberladung. 1) Den Uebergang zu feinerer höfischer
Sitte bildete dann Friedrich V, der durch seine Verbindung mit
der englischen Prinzessin Elisabeth, Tochter Jacobs I, und seinen
Aufenthalt am Hofe des Herzogs von Bouillon zu Sedan aus-
ländische Bildung kennen gelernt hatte?)
Allmälig erwacht denn auch in diesen Kreisen der Sinn für
höhere Interessen, namentlich für künstlerische. Manches derart
berichtet die Zimmerische Chronik. Wir lesen von einer schönen
Elfenbeintafel, daran Geschichten aus der Tafelrunde "des gar
alten Werks" gegraben sind. 3) Graf Gottfried Werner lässt sich
in Nürnberg für St. Martin zu Möskirch ein messingen Grabmahl
giessen mit Schild und Helm, auch grossen Messing-Leuchtern,
obwohl man ihm gerathen habe es lieber aus Marmor arbeiten
zu lassen. Die Nürnberger hätten darüber gespottet, obschon es
doch ein ansehnliches Werk seiß) Derselbe Herr lässt sich in
Nürnberg grosse elfenbeinerne Compasse machen, auch eine Glocke
von dreihundert Zentnern daselbst für seine Kirche giessenß) Graf
Werner lasst eine schöne Truhe machen von geschnitzter Arbeitö)
"des alten Werkes, gar artlich, darin auch zwei Wappen." Von
"schönen Antiquitäten" wird ferner erzählt, die im Schloss zu
Zimbern verbrannt seien?) Graf Wilhelm Werner man sieht, es
ist ein kunstliebendes Geschlecht zeigt dem Kaiser Ferdinand
seine antiken Kunstschätze und erhält darauf von diesem Anti-
quitäten, die König Max gesammelt, darunter auch Hirschgeweiheß)
Von einem geschickten Stempelschneider Namens Gumprian, einem
"wunderbaren künstlichen Gesellen," welchen Graf Johann Werner
der Aeltere sich gehalten habe, weiss die Chronik manches zu
erzählenß) Ebenso beklagt der Chronist, dass im Schmalkal-
dischen Kriege durch die Spanier "die schönen künstlichen Ge-
mälde des Meisters Laux Kronen" (Lucas Cranach) im Schloss
zu Torgau zerstört worden] seien, weil sie die Vergleichung
Christi und des Papstes enthielten. „Schad umb die grosse Kunst,"
setzt er hinzulo)
L
1) Vgl. Häusser, Geseh. der rhein. Pfalz. II. Ausg. lI. 81 ff. 2) Ebenda,
II. 263 ff. 3) Zimm. Chron. II. 195. Ebenda, IV. 252. 5) Ebenda,
IV. 253. G) Ebenda, III. 386. 1) Ebenda, I. 64. ß) Ebenda, III. 428.
IV. 64. 9) Ebenda, I. 491. w) Ebenda, IV. 19.