Käly
Franken.
Nürnberg.
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Das vollkommenste Beispiel ist wohl das Pellerhaus von 1605.
Nicht blos ist die Fagade (vgl. Fig. 124) eine, der machtvollsten
Renaissancefacaden Deutschlands, sondern auch das Innere ist
ein Prachtstück ersten Ranges. Der grosse Flur hat weite flach-
gedrückte Kreuzgewölbe, deren Rippen sieh in spätgothischer
Form überschneiden. Der Hof bildet ein längliches Rechteck
(Fig. 129), in drei Geschossen von mächtigen Bogenhallen auf
Pfeilern umzogen, in der Mitte baut sich ein kleiner polygoner
Erker heraus. Die Schmalseite dem Eingang gegenüber mit ihrer
freien Altane, hinter Welcher eine zierliche Facade mit polygonem
Erker aufsteigt, dient dem Ganzen als wirksamer Abschluss.
Vorne links ist das achteckige reich decorirte Treppenhaus, in
offener Anlage, breit und bequem, die Wendelstiege in der Mitte
auf Säulen ruhend, die ganze Treppe an der Unterseite mit
Reliefs ausgestattet. S0 fest wurzelt auch jetzt noch die Nürn-
berger Kunst in den Traditionen des Mittelalters, dass selbst hier
alle Balustraden gothisches Maaswerk zeigen, während sonst
durchweg die Renaissance herrscht. Prachtvoll ist im zweiten
Stock der grosse Saal mit reichem Täfelwerk, die Decke schön
in Holz geschnitzt mit Gemälden in den einzelnen Feldern. Da-
vor ein riesiger Flur mit phantastisch barocken Kaminen und
Thüreinfassungen.
Noch mehrere bedeutende Facaden dieses Stiles findet man
in verschiedenen Theilen der Stadt. Eine der kolossalsten ist
Karlstrasse 13, deren reichen Giebel wir auf Seite 183 mitgetheilt
haben. Im vorliegenden Falle hat sich die elegante künstlerische
Ausstattung auf das Giebelfeld beschränkt, während die unteren
Theile der "Facade schmucklos geblieben sind. An N0. 3 der-
selben Strasse sieht man über der Hausthür eins der pracht-
vollsten Eisengitter der Zeit. Eine der grossartigsten Facaden
ist sodann Adlerstrasse 25 vom Jahre 1606. Sie läuft nicht in
einen Giebel aus, sondern zeigt die Seitenfläche des hohen Daches,
welches mit hübschen Erkern ausgestattet ist. Erker in der Mitte
und auf den Ecken reichen ausserdem durch alle Geschosse, so
dass der Eindruck ein ebenso stattlicher als lebensvoller ist. Der
Flur des Hauses hat Kreuzgewölbe auf derben Säulen, die zur
Linken aufsteigende Treppe zeigt am Geländer gothisches Maass-
werk, der Hof hat an der rechten Seite in drei Stockwerken
Galerieen, deren gerades Gebälk auf dorischen und ionischen
Säulen ruht. In N0. 9 derselben Strasse findet sich dagegen ein
Hof mit hübscher Holzgalerie in zwei Geschossen auf ionisghgn
Säulen. Die Brüstungen zeigen hier nicht das sonst beliebte
gothische Maaswerk, sondern zierlich gearbeitete DOCken, Am
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