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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
mit elegant durchgeführten Holzgalerieen, die den Charakter des
Steinbaues imitiren. Eins der schönsten Beispiele bietet das
Funldsche Haus, Tucherstrasse 21 (Fig. 128). Das Aeussere
des Hauses gegen die Strasse ist einfach, aber durch prachtvolle
Dacherker auf flott geschnitzten Consolcn, geschmückt mit Pi-
lastern, Säulchen, kraftvollem Gesims und gothischem Maasswerk
ausgezeichnet. Im Hofe, dem Eintretenden zur Rechten liegt der
runde Treppenthurm mit steinerner Wendelstiege, von einem
Maasswerkgeländer umzogen. Links dagegen erhebt sich auf
Arkaden über achteckigen Pfeilern in drei Geschossen eine Holz-
galerie, die nach den Hintergebäuden und einer zweiten dort
angebrachten kleineren Wendeltreppe führt. Die elegante Aus-
bildung dieser Galerieen mit ihren kannelirten Säulen, den ge-
schnitzten Bögen, den Maasswerken der Brüstungen, endlich dem
reichen Kranzgesims, das Alles noch gehoben durch den tief-
braunen Ton des Holzes, ist von unübertroffener Schönheit.
Ein ganz ähnlicher Hof, der dieselbe Hand verrath, findet
sich in dem Haus Egidienplatz 13 links neben dem Pellerhaus.
Das Erdgeschoss hat wieder einen grossen Flur, dessen Balken-
decke auf Holzstützen ruht. Links führt die Treppe mit schön
stilisirtem gothischem Maasswerkgelander empor. Daran vorn
zwei Renaissancehermen. Der Hof hat an der einen Seite eine
lange Holzgalerie in zwei Geschossen, nach unten schräg ab-
gestützt. Die Saulchen mit ihrer Kannelirung und den eleganten
korinthischen Kapitälen, die schön geschnitzten Bögen, die Brü-
stungen mit Maasswerken, das Alles ist von gleicher Vollendung.
Das Vorderhaus öffnet sich nach dem Hofe in drei Stockwerken
mit offenen Bögen, die ebenfalls elegante Maasswerkgeländer
haben. Nicht minder trefflich sind die Dacherker behandelt.
Nach der Rückseite schliesst sich an den Hof ein kleiner Garten,
zu welchem eine Treppe mit gothischer Balustrade hinaufführt,
während aus dem ersten Stock man auf einer Holztreppe hinab-
steigt.
Nicht minder elegant ist ein Hof in der Tetzelgasse, an drei
Seiten mit ähnlichen Holzgalerieen in zwei Geschossen umzogen.
Am Geländer jedes Mal in der Mitte einer Abtheilung eine
hübsche Rosette. Die etwas niedrigeren Stockwerke haben hier
die Nachahmung von Bögen verboten, an deren Statt die Säulen
durch gerades Gebälk verbunden sind. An der Rückseite des
Hofes zur Rechten liegt die acbteckige Wendeltreppe. Auch hier
steigt man in einen kleinen Garten hinauf.
Der Steinbau hat endlich neben der so beliebten Holzarchi-
tektur seine energische und grossartige Ausbildung gefunden.