Kap-
Renaissance des
Die
deutschen
Geistes.
meint die Schenkel waren nackend gleich wie die Arme." Im
Zuge des Markgrafen Georg Friedrich sind die Schilde mit römischen
Historien und Sprüchen bemalt. Ein anderer Zug führt das Bild
des Janus, wieder ein anderer den Cupido nebst Juno, Pallas,
Venus, alle zu Ross, in blauem Taft, langen Röcken und Aermeln,
schön mit Gold verbrämt. Auch die sieben Planeten treten auf,
wie es endlich an Mohren und Türken nicht fehlt. Vergoldete Becher
und Kränze werden ausgetheilt. Dem Ringelrennen schliesst sich
zum allgemeinen Ergötzen ein Kübelturnier an, wobei die Parteien,
das Gesicht durch einen wattirten auf das Haupt gesetzten Kübel
geschützt, gegeneinander kämpfen. Dass es nicht gar zu zahm
her-gehe, dafür sorgte am andern Tage eine Feehtübung im Schloss-
hofe, wobei der Herzog verlangt, es müsse Blut fiiessen, welcher
harmlose Wunsch dadurch in Erfüllung geht, dass mehrere Ver-
Wundungen vorkommen und Einem der Kämpfenden ein Auge
ausgeschlagen wird. Von einer andern Festlichkeit des würtem-
bergischen Hofes, die 1609 bei Gelegenheit der Vermählung Her-
Zogs Johann Friedrich mit Barbara Sophia von Brandenburg statt-
fand, haben wir einen mit aller pedantisehen Umständlichkeit
jener Zeit abgefassten und mit Kupfer-n erläuterten Berichtß)
Ueberhaupt bildet sich bald eine ganze Literatur solcher Be-
Schreibungen von fürstlichen Beilagern und andern Festen.
Nicht minder glänzend ging es am pfälzischen Hofe zu. Frei-
lich spielte dabei Wie überall in Deutschland das mächtige Essen
und noch mehr das unmässige Trinken eine Hauptrolle. Manches
derart Wird uns von der verschwenderischen Hofhaltung Frie-
driclrs II berichtet?) doch halt die derbe Sinnlichkeit der Zeit,
S0 roh oft ihre Aeusserungen sind, die rafünirte Lüderlichkeit des
französischen und der italienischen Höfe noch fern. Festliche
Aufzüge von grosser Pracht, Maskeraden, Ringelrennen und Fuss-
turniere bildeten auch bei der Vermählung des Pfalzgrafen Philipp
Ludwig zu Neuburg mit Anna von Jülich im Jahre 1574 das
Programm der Feste, deren Gastmähler nicht minder ausschwei-
fend waren als alles Uebrige. Ergötzlich ist dabei, wie die theo-
logische Richtung der Zeit einen Bund mit der Kochkunst eingeht,
um auch den eulinarischen Genüssen ihre Weihe zu geben-Ü Dßuu
zu dem Festmahle hatte Herzog Albrechts von Bayern Mundkoch
Peter Kaiser dreizehn Schaugerichte geliefert, in 11161011611 man
Pauli Bekehrung, die Gesetzgebung auf dem Sinai und andere
1) Wahrhafte historische Beschreibung der fürstlichen Hochzeit etc. durch
M. Johann Oettinger. Stuttg. 1610. fol. 2) Vgl. Häusser, Gesch. der rhcin.
Pfalz. II. Ausg. I. 623 ü". 3) Ebenda, II. 81 if.