Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
Franken. 
Nürnberg. 
491 
so oft in Nürnberg an Patrizierhäusern, ein Gartensaal angelegt, 
der in seiner g'anzen Ausstattung wohl das Vollendetste von De- 
coration bezeichnet, was die Renaissance in Deutschland hervor- 
gebracht. 1) Ja die Anmuth der Ornamentik, die ungewöhnliche 
Feinheit der Ausführung, die 'l'refi"lichkeit auch der figürlichen 
Theile, die sonst die Schwäche der deutschen Renaissance bilden, 
lässt hier die ausführende Hand italienischer Künstler vermuthen, 
wenn nicht ausnahmsweise ein hochbegabter deutscher Meister in 
dieser frühen Zeit seine Studien in Italien gemacht hat. Denn 
allerdings giebt die wunderliehe Eintheilung des Frieses über dem 
Kamin, dessen Triglyphen viermal gerieft sind und der an der 
einen Seite mit einer Metope, auf der andern mit einer Triglyphe 
endet, zu denken. Der Saal bildet ein Rechteck von 50 F. Länge 
bei 20 F. Breite und etwa 22 F. Höhe. Auf drei Seiten empfängt 
er reichliches Licht durch Rundbogenfenster, welche durch ele- 
gante korinthische Säulen getheilt werden. Das Feld über den 
kleineren Bögen wird durch ein Rundfensterchen durchbrochen, 
im Uebrigen mit Ornamenten belebt, welche noch  gothische 
Maasswerke aufnehmen. An der äusseren Langseite ist ein Kamin 
erkerartig ausgebaut, jederseits durch köstlich deeorirte Pilaster 
und je zwei frei korinthisirende Säulen eingefasst. Ein herrlicher 
Rankenfries mit Putten und phantastischen Geschöpfen zieht sich 
darüber hin; am Stylobat sind spielende Genien, an allen übrigen 
Gliedern Laubornamente von höchster Schönheit angemessen ver- 
theilt. Nicht minder geistvoll ist die übrige Gliederung des 
Raumes. Zwischen den Fenstern sind je zwei korinthische Pi- 
laster angeordnet, an der gegenüberliegenden Wand sind es Säul- 
chen, durch einen reich ornamentirten Fries verbunden, die Schäfte 
und Stylobate ebenfalls köstlich decorirt. Auf dem Fries eine 
kleinere zweite Pilasterstellung, wieder von einem Gebälk ge- 
krönt, das in der Mitte eine römische Kaiserbüste und auf den 
Seiten ehemals kleine Obelisken trug. Das Feld zwischen den 
Oberen Pilastern schliesst jedes Mal ein Gemälde ein. Zwischen 
diesen einzelnen Systemen baut sich nun über den Fenstern auf 
hermenartigen Karyatiden ein grösseres eingerahmtes Feld auf, 
Welches wieder durch ein Gemälde ausgefüllt ist. Den Abschluss 
des Ganzen bildet ein Consolengesimse, welches die gemalte Decke 
aufnimmt. Der reiche Eindruck wird noch gesteigert durch die 
Wchlbereehnete Anwendung der Polyehromie. Die unteren Wand- 
felder sind wie dunkle Ledertapeten gemalt, die Kapitale und 
Basen der Säulen roth, diejenigen der Pilaster sowie die Rahmen 
bei Ortwein a. 
Aufnahmen
	        
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