Franken.
Nürnberg.
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Thürbeschlägen, Gittern und andern Schöpfungen der Schlosser-
und Sclnniedekunst, an plastisch decorirten in Thon gebrannten
und glasirten Oefcn, an Arbeiten der Gold- und Silberschmiede,
der Zinn- und Rothgiesser vorhanden ist, verbreitet über diese
Nürnberger Bauten einen unvergleichlichen Glanz künstlerischen
Behagens.
Wenn ich nun an eine Betrachtung des Einzelnen gehe, so
habe ich mich darauf zu beschränken, einige wichtige und cha-
rakteristische Beispiele herauszuheben, denn die Fülle des noch
Vorhandenen ist so gross, dass sich dem Forscher immer von
Neuem Ausbeute darbieten wird. 1) Zu den frühesten Leistungen
der Renaissance gehört hier das Tucherhaus, Hirschelgasse 9.
An der Facade gegen die Strasse ist der hübsche Erker, welchen
wir auf S. 185 gegeben haben. Den Abschluss bildet ein dem
romanischen Stil entlehnter Rundbogenfries mit eleganten Laub-
consolen. Der Hof mit dem Hauptgebäude in Quadern und den
hölzernen Galerieen der Nebenbauten ist von malerischem Reiz
(Fig. 126). Merkwürdig mischen sich an dem Haupthause
gothische und sogar romanische Formen mit den ersten Keimen
der Renaissance. Die Treppe liegt als Wendelstiege in einem
runden etwas vorspringenden Thurme, neben welchem sich über
dem Dach zwei kleinere herausgekragte Rundthürmchen originell
genug entwickeln. Das Hauptportal öffnet sich nach aussen in
einem grossen Rundbogen, der zur Hälfte geblendet ist und in
der Mitte wunderlich durch eine Säule getheilt wird. Die Fenster
mit ihren Kreuzpfosten und ihrer Umfassung sind gothisch, die
Lisenen der Wände erinnern an romanischen Stil, haben aber an
ihren Consolen und den Kapitälen gothisches Laubwerk; dagegen
sind die kleinen Nischen, welche sich über ihnen entwickeln, mit
den zierlichen Muscheln der Renaissance ausgestattet, während
der abschliessende Bogenfries wieder als romanisches Element
auftritt. Am ausgeprägtesten tritt der neue Stil jedoch in der
Flächendecoration des Portals auf. Als Datum liest man am
Thurm 1533. Im Innern zeigt ein Zimmer des ersten Stocks
kräftiges Wandgetäfel mit graziösen Säulchen, die Schäfte oben
kannelirt, an den unteren Theilen mit zierlichen Ornamenten.
Die Decke aber folgt noch dem gothischen Prinzip der abge-
fasten Balken. Im zweiten Stock ein grösserer Saal, auf drei
Seiten mit Fenstern versehen, in welchen hübsche Glasgemälde
grau in Grau die Thaten des Herkules und Aehnliches darstellen.
Auch hier eine tüchtige Holzdecke und getäfelte Wände, sowie
Ortwein.
Seemamfs Deutscher Renaissance, von
Aufnahmen in