Bedeutung aufsteigt, trägt Nürnberg reiche Spuren einer ununter-
brochenen intensiven Kunstblüthe, die von der romanischen Epoche
bis zum Ausgang des Mittelalters die Stadt mit charaktervollen
Denkmalen bedeckt. Im Sinne des Mittelalters waren dies über-
wiegend Werke kirchlicher Kunst, obwohl auch der Profanbau
daneben nicht leer ausgegangen ist. Aber erst mit dem Anbruch
der neuen Zeit gewinnt dieser, der modernen Kulturströmung
folgend, auch hier seinen machtvollsten Ausdruck. Wenn man
Nürnberg stets als Stadt des Mittelalters preisen hört, so bedarf
dieser Ausdruck einer Beschränkung. Die Anlage der Stadt, der
Zug der Strassen und der Plätze, die Mehrzahl der kirchlichen
Denkmäler, das Alles gehört dem Mittelalter; aber die Form, in
welcher sich die grossen städtischen Profanbauten, die öffentlichen
wie die Privatwohnungen des Bürgerthums, ausgeprägt haben,
gehört fast ausschliesslich der Renaissance. Allein der Stil tritt
hier nicht vorherrschend in jener späten Entwicklung auf, welche
wie in Augsburg den italienischen Typus zur Geltung bringt,
sondern in einer völlig deutschen Umbildung, die sich in den
Dispositionen des Grundrisses wie im hohen und schmalen Auf-
bau der Facaden der Tradition des Mittelalters anschliesst. Daher
hier der charaktervolle, durchaus individuelle Zug im gesammten
Profanbau, der sich trotz der Verschiedenheit in den decorativen
Formen dem Gepräge der kirchlichen Monumente so glücklich
einfügt, dass Nürnberg noch jetzt im Wesentlichen einen unver-
gleichlich harmonischen Eindruck gewährt.
In die neue Zeit trat die schon lange mächtig und strebsam
dastehende Stadt mit grosser Entschiedenheit ein und stellte sich
mit an die Spitze der reformatorischen Bewegung. Schon zum
Jahre 1523 bemerkt die Chronik: "gabe man dem Bapst und
Bapstumb Urlaub, denn es wurden die alten Ceremonien abge-
than." Der Rath beschloss die Annahme der Reformation, und
selbst der grosse Nürnberger Staatsmann und Gelehrte, Willibald
Pirkheimer, wandte sich der neuen Lehre zu, der er kleinmüthig
später wieder absagte. Von den Unruhen des Bauemkrieges blieb
Nürnberg verschont; während des schmalkaldischen Krieges wusste
seine Krämerpolitik sich zwar die Neutralität zu sichern, aber
eben diese Doppelzüngigkeit zog ihm den Krieg mit Albrecht
Alcibiades auf den Hals (1552), in welchem es innerhalb Weniger
Wochen einen Schaden von beinahe Zwei Millionen Gulden erlitt.
Indess wurde die Blüthe der mächtigen Stadt auch dadurch kaum
Vorübergehend geschädigt; ja die Vielseitigkeit ihrer künst-
lerisehen und kunstgewverblichen Entwicklung kommt erst in dieser
Epoche zur vollen Entfaltung. Keine deutsche Stadt hat eine