Kap
Franken.
Rothenburg.
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Balkendeeke auf mächtigen aehteckigen Holzpfeilern ruht. Die
Treppe zeigt ein ebenfalls kräftig in Holz geschnitztes Geländer,
der Hof links eine zierliche Galerie. Im ersten Stock ruht die
Balkendecke des grossen Flur-s auf eleganter dorischer Stein-
säule. Die Balkendecke im Flur des zweiten Stocks zeigt ein
in mittelalterlicher Weise ausgckehltes Gebälk, die Thür mit
eingelegten Ornamenten, zierlich mit ionischen Pilastern und
dorischem Triglyphenfries eingefasst; im grossen Vorderzimmer
eine schöne Holzdecke, trefflich eingethcilt und reich gegliedert.
Besonders werthvoll ist sodann das Haffnefsehe Haus in
der Herrengasse durch seine innere Einrichtung. Der Hof in
beiden oberen Geschossen auf drei Seiten mit Holzgalerieen um-
geben, welche Wieder die Verbindung mit dem Hinterhause ver-
mitteln. Sie ruhen auf hohen Säulen, die in wunderlicher Nach-
ahmung des Steinbaues eine Rustikabehairdlung zeigen. Rechts
in der Ecke die Wendeltreppe. Im oberen Geschoss ist der nach
hinten liegende Saal (Fig. 123) ein Prachtstück von Decoration,
das Täfelwerk der Wände durch elegante kanneliite ionische
Säulen gegliedert, die Stylobate und Friese mit Ranken ge-
schmückt; zwischen den Säulen Blendarkaden mit Nachahmung
von Steinconstruction, die Bogenfelder mit herrlichen eingelegten
Ornamenten. Viel geringer und roher ist die Decke behandelt,
mit schlechten späten Gemälden ausgestattet. Der eiserne Ofen,
an Welchem man die Geschichte des Lazarus sieht, tragt die
Jahrzahl 1592.
Gegen Ausgang der Epoche bricht sich auch hier der italie-
nische Einiiuss Bahn und findet seinen Ausdruck namentlich in
der pompösen Stuckdeccration der Decken. So in dem Haus
hinter der Jakobskirehe, dessen stattlichen Erker, auf zwei Pfei-
lern ruhend und durch alle Geschosse reichend, mit den facet-
tirten Quadern, den Voluten und Ornamenten im Schlosserstil,
endlich dem bunt geschweiften Giebel wir schon als Prachtstück
der Steinarchitektur Rcthenburgs bezeichnet haben. Oben im
zweiten Stock ein Saal mit Stuckreliefs an der Decke; in den
Hauptfeldem vier Scenen aus der Geschichte des verlernen Sohnes
im üppigsten Baroekstil, dabei noch ganz bemalt, die Gurtbänder
mit Blumenranken und Vögeln, in den Zwickeln die Fabeln vom
Fuchs und dem Storch, vom Strauss und der Schlange. Mit be-
sonderer Vorliebe hat der Künstler das Lotterleben des verlernen
Sohnes geschildert, der von sechs bajaderenartigen Nymphen
umgaukelt wird. An der Thür, deren äussere Einfassung zierlich
ornamentirte Pilaster bilden, liest man die Jahrzahl 1613. Im
ersten Stock befindet sich ein ähnlich ausgestattetes Zimmer,
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