Franken.
Rothenburg.
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anderer Reichsstädte zurück. Namentlich hat der Steinbau nur
ausnahmsweise dabei Anwendung gefunden; nur das Geisel-
brechfsche Haus, auch als „Haus des Baumeisters" bezeichnet,
hat eine prachtvolle aber barocke Steinfaoade. Einen eleganten
steinernen Erker sieht man an einem Haus hinter der Jakobs-
kirche. Mit Vorliebe wird dagegen, wie in den meisten deutschen
Städten der Zeit, noch dem Holzbau gehuldigt, der namentlich
in den Galerieen der Höfe fast ausschliesslich herrscht. Einen-
zierlichen polygonen Holzerker hat z. B. das Haus am Galgen-
thor, welches ausserdem an seiner _Facade mit hübschen Holz-
pilastern und geschnitzten Pflanzenornamenten bedeckt ist. Es
tragt die Jahrzahl 1613. Den Hauptwerth besitzt aber der Privat-
bau Rothenburgs nicht bloss in den zahlreichen malerischen
Höfen, die eine wahre Fundgrube für den Maler bilden, sondern
vorzüglich in der noch reichlich vorhandenen innern Ausstattung
der Räume, die ein lebendiges Zeugniss von dem Wohlstand und
der Kunstliebe jener Epoche ablegen. Bezeichnend ist, dass
neben häufig angewandtem Holzgetafel mit geschnitzter und ein-
gelegter Arbeit die Stuckdecoration, namentlich an den Decken,
zu Ausgang der Epoche mit einer Ueppigkeit hervorbricht, wie
sie kaum sonst noch in Deutschland in so übersehwänglicher
Kraft angetroifen wird.
Beginnen wir unsere Uebersicht mit dem Geiselbrechf-
sehen Hause. Die Facade,1) unter allen Privatgebäuden der
Stadt die opulenteste, ganz in Stein ausgeführt, kann sich in der
Gesammtanlag-e mit gleichzeitigen anderer Städte nicht entfernt
messen. Die beiden Hauptgeschosse mit ihren von barocken
Hermen eingefassten Fenstern stehen nicht in durchgreifender
architektonischer Verbindung; eben so wenig ist eine Beziehung
zum Giebel angedeutet, der durch die geschweiften Delphine
mit welchen die einzelnen Absätze bekrönt sind, zwar phan-
tastisch wirksam decorirt ist, aber eine consequente künstlerische
Gliederung vermissen lässt. Um so anziehender ist das Innere,
welches bis auf die erneuerte hölzerne Treppe völlig intact er-
scheint und in den Fenstern sogar die alten Butzenscheiben be-
wahrt. Der Grundriss (Fig. 122) bietet das Muster einer da-
maligen Hausanlage. Im Erdgeschoss mündet das grosse Portal
auf einen sich nach der Tiefe verbreiternden Flur A. Gleich
vorn ist die Fallthür der Kellertreppe, rechts an der Wand eine
Sitzbank für Wartende. In BB schmale aber tiefe Zimmer, das
dem Flur anstossende noch mit einem Alkoven verbunden, in C
in
SigharVs bayr. Kunstgesoh.
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