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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
auf eine kräftig verjüngte dorische Säule gestellt. Bei aller Ver-
wahrlosung ist dieser Hof von hoher malerischer Wirkung.
Kehren wir in den Bau zurück, so finden wir im zweiten
Stock die Anordnung des ersten wiederholt, namentlich den
grossen Vorsaal, dessen einfacher behandelte Decke auf zwei
kräftigen dorisehen Säulen von eleganter Form ruht. Eine hübsch
gegliederte Decke findet sich noch in dem kleinen Erkerzimmer.
Die Haupttreppe endlich scliliesst mit einem Sterngewölbe, dessen
Stäbe mit Wappenschildern geschmückt sind.
Um dieselbe Zeit erbaute die Stadt ihr Gymnasium. Man
liest daran die Jahrzahl 1591. Es ist ein einfach massenhafter
Bau, der mit seinem kolossalen Giebel dicht bei der Jakobskirehe
noch imposant genug wirkt. Das Ganze ist freilich in ziemlich
einfacher Behandlung durchgeführt, der Giebel durch an einander
stossende steif gezeichnete Voluten belebt. Die Fagade wieder-
holt das Treppenmotiv des Rathhauses, denn die achteckig vor-
gebaute Wendelstiege nimmt auch hier die Mitte ein. Von den
Portalen ist das mittlere gleich dem des Ratlihauses in späterer
Zeit in tlottcm Zopfstil umgewandelt worden. Die übrigen beiden
sind von zierlich kannelirten Pilastern mit originellen Kapitälen
eingefasst. Im Tympanou ein Relief mit Seepferden, am Portal
rechts halten Engel das Wappen der Stadt, links sind Satyrn
angebracht. Man liest die Jahrzahl 1590. Dies Alles verratli die
geistvolle Erfindung des Meisters vom Rathliausbau, Im Innern
ist der grosse obere Vorsaal bemerkenswerth, über dessen Thür
eine bronzene Inschrifttafel mit hiibschem Baroekrahmena Die
Balken und Pfosten des Raumes reiehgeschnitzt. Zwei Kamine
git Igrluten llebendifg lstilisirtenh Arfapesken, bezeichnet 1591. An
er auptt ür ein ac e ionisc e iaster.
In derselben Epoche, aber etwas früher, begann die Stadt
umfangreiche. Bauten an ihrem grossartigen Spital. Der Haupt-
bau bildet ein langes zweistockiges Haus mit einem tüchtigen
Renaissanceportal, an welchem jedoch der Entwurf besser als die
Ausführung. Im Innern iindet man eine Thür mit gedrücktem
gothischem Schweifbogen, dabei die Jahrzahl 1576. Gegenüber
ein Renaissanceportal mit guten Rosetten in den Füllungen, dar-
über eine Muschel im oberen Aufsatz. Links am Flur steigt eine
iphöäi pgotilirte Spindeltreppe auf, die Spindel durch Kehlen und
un stä e gegliedert. Ein lan er mit Kreuz ewölben bedeckter
Gang schliesst sich an. Obeng tritt man auiI einen stattlichen
Vorsaal aus durch ein hübsches Portal, dessen Pilaster derb
aber liott gezeichnete Blattornamente haben; im Tympanon eiri
energischer Kopf. Die andere Thür, in das jetzige Schulzimmer