Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Eingang zu einer im Körper des Baues liegenden Wendeltreppe 
mit gothischer Spindel, über dem Portal das Ordens-Wappen. 
Zur Rechten _schliesst sich ein ebenfalls alter Flügel an, über 
dessen Eingang sich dasselbe Wappen, in grosser prachtvoller 
Ausführung von zwei Greifen gehalten, zeigt. Durch diesen Thor- 
weg gelangt man erst in den inneren Schlosshof, eine völlig 
schmucklose unregelmässige Anlage ohne alle Bedeutung. Aber 
in drei Ecken sind Wendeltreppen angebracht, von denen zwei 
zu den grössten Prachtstücken der deutschen Renaissance gehören. 
Die erste (Fig. 119) zeigt in der Spindel und den tauförmig 
gewundenen schlanken Säulchen, welche dieselbe stützen, noch 
die Herrschaft mittelalterlicher Formen, aber das prachtvolle 
Ornament von Ranken, Köpfen und Aehnlichem, welches in geist- 
voller Zeichnung und meisterlicherAusführung die ganze Unter- 
seite der Treppe bedeckt, trägt das Gepräge der Renaissance. 
Bei der zweiten Treppe tritt das Mittelalter noch mehr hervor. 
Ihre Spindel ist ein kraftvoller runder Pfeiler, um welchen sich 
in wunderbar reicher Verschlingung ein markig protilirtes Rippen- 
gewölbe emporwindet. Man könnte die Arbeit für  eine mittel- 
alterliche halten, wenn nicht an den Fusspunkten und den Durch- 
schneidungen der Rippen lauter kleine Schilde mit barock auf- 
gerollten und zerschnittenen Rahmen angebracht Wären. Im 
Uebrigen bietet das Schloss mit Ausnahme einiger späterer De- 
korationen, z. B. im Kapitelsaal und im jetzigen Lesezimmer der 
Unteroffiziere, letzteres mit zierlicher Roccocodecke, nichts Be- 
merkenswerthes.  
Hier wäre noch das alte Schloss der Markgrafen von Ansbach 
in Roth am Sand mit seinen zahlreichen Giebeln und den höl- 
zernen Galerieen des Hofes einzufügen, welches Sighart rühmt. 
Es ist aber ohne höheren künstlerischen Werth. 
Rothexxburg. 
Eins der besterhaltenen Städtebiltlel- des Mittelalters und der 
Renaissance gewährt Rothenburg an der Tauber, jetzt noch von 
der Eisenbahn und dem modernen Industrietreiben unberührt, 
aber Wohl nur noch für kurze Zeit. S0 wie die Stadt jetzt dem 
Auge sich bietet, ist sie von einem architektonisch landschaft- 
lichen Reiz wie er sich selten noch in gleicherReinheit findet. 
Kommt man von der Ostseite, wo die Eisenbahnstation Steinach 
die bequemste Verbindung vermittelt, so sieht man schon meilen- 
weit die Stadt mit ihren Mauern, Thürmen und Kirchen in
	        
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