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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
ten Barockformen. Die Decke ist in grosse achteckige und kleine
quadratische Felder getheilt, welche gemalte Jagdscenen enthalten.
Der Maler hat sich mitten im Getümmel einer Parforcejagd mit
Palette und Pinsel im Kostüm der Rubensschen Zeit dargestellt.
Man liest die Jahrzahl 1.605. An der Kaminwand ist der Stamm-
baum des fürstlichen Geschlechts gemalt, der aus zwei liegenden
kolossalen Reliefgestalten hervorwitchst. Die ganze reiche Deko-
ration macht einen bunten und doch dürftigen Eindruck, haupt-
sächlich wohl deshalb weil das Gold gespart ist, das nur an den
rothen Bilderrahmen durch schmale Stäbe vertreten wird.
Die westlich an den Saal stossende Kapelle, deren Altar
nach Westen gerichtet ist, bildet ein einfaches Rechteck, drei-
schiffig mit Rippengewölben auf dorischen Säulen. Schlanke
korinthische Säulen, ebenfalls von Holz, tragen die fürstliche
Loge, die auf drei Seiten den Bau umgiebt. Unter derselben ist
eine Orgelempore angebracht. Die sehr flachen Gewölbe sind wie
die ganze Construction aus Holz. Die Brüstungen der Emporen
reich mit sehr manierirten Reliefs in Gips bedeckt, nach mittel-
alterlicher Sitte vergoldet und gemalt. Wie in der Kirche zu
Freudenstadt an derselben Stelle, sieht man abwechselnd Scenen
des alten und neuen Testaments. In dem hier anstossenden un-
ausgebaut gebliebenen Nordwestilügel befinden sich zwei prach-
tige Zimmer mit reichen Stuckdecken, an welchen Reliefs von
Kampfscenen, eingefasst mit Fruchtschnüren, auf weissem Grunde
kräftig reich bemalt. Das Relief ladet so stark aus, dass Engel,
Früchte, Thiere und Anderes frei heraustreten. Dies Alles ist
schon sehr stark barock. Im ersten Zimmer eine prachtvoll ge-
stickte Seidentapete, im zweiten ein Holzgetafel, dazwischen gute
landschaftliche Gobelins mit Figuren, aus der Spätzeit des 17. J ahr-
hunderts. Endlich ein grosser thongebrannter Ofen vom Jahr 1708,
ein etwas rohes Prachtstück. Auch in der Kapelle ein alter Ofen.
Im Corridor hier gut eingetheilte Stuckdecken mit frei gearbeite-
ten Rosetten.
Ganz anderer Art ist das ehemalige Deutschordensschloss zu
Mergentheim: eine im Wesentlichen noch mittelalterliche An-
lage, jetzt als Kaserne verwendet, der Bau im Ganzen nüchtern
und unbedeutend. Das Hauptportal zeigt eine Dekoration von
gekuppelten Säulen in zwei Stockwerken, unten dorisoh, oben
toskanisch, der untere Theil der Schäfte mit den beliebten Metall-
ornamenten. Ein hoher barocker Giebel schliesst diesen Theil
ab. Bemerkenswerth sind die phantastischen Wasserspeier und
eine schöne Wetterfahne. Das innere Portal hat dieselbe An-
ordnung, aber als Krönung einen flachen Giebel, der von häss-