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Franken.
Weikersheim.
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Kastanienalleeu eingefasst, mit Obelisken, Statuen und Spring-
brunnen geschmückt, jetzt freilich in halber Verwilderung. Den
Abschluss bildet eine Oolonnade, von einer Plattform mit Balu-
strade gekrönt.
Das Weithvollste am Schloss ist die innere Ausstattung.
Schon die grossen durchbrochenen Gitterthüren aus Schmiede-
eisen in den Corridoren des Ostflügels fesseln die Aufmerksam-
keit. Sodann sind in den Wohnzimmern prachtvolle Spiegel mit
Glasrahmen und silbernen Ornamenten, theilweis schöne Gobelins,
reich stuckirte und gemalte Decken und ein gediegenes Mobiliar,
besonders herrliche in Seide gestickte Polstersessel und ein
pompös geschnitztes Himmelbett. Die Hauptsache ist indess der
gewaltige Saal, etwa 110 F. lang bei 36 F. Breite und gegen
26 F. Höhe, dem zu Heiligenberg in den Verhältnissen ungefähr
entsprechend, nur etwas höher, an Pracht der Dekoration ihn
freilich, bei Weitem nicht erreichend. Während dort gemalte und ver-
goldete Schnitzerei die Hauptrolle spielt, ist hier Alles der Malerei
überlassen. Doch hat auch die Sculptur einigen Antheil an der
Ausstattung. Zunächst an dem prachtvollen Portal, welches die
Mitte der östlichen Schmalseite einnimmt, sodann an dem in der
Mitte der gegenüberliegenden westlichen Seite angebrachten
Kamin. Beide Prunkstücke entsprechen einander in der Anlage
und Ausführung. In zwei Geschossen aufgebaut, haben die Pi-
lasterstellungen eine Dekoration von frei vertretenden Figuren
nackter Männer und gerüsteter Krieger. Am Friese über dem
Kamin ein grosses Reliefbild einer Reiterschlacht, ungemein
lebendig geschildert. Darüber Salomons Urtheil und abermals
eine Kampfscene. Die Architektur ist derb und reich, fast über-
laden mit vergoldeten Ornamenten. Das Portal zeigt ähnliche
Behandlung und wird von zwei Löwen bekrönt. Dazwischen der
h. Georg mit dem Drachen kämpfend. Ucber dem Portal ist die
Musikertribüne angebracht, deren Geländer durchbrochene Akan-
thusranken bilden. Im Uebrigen ist der ganze Saal auf weissem
Grunde ausgemalt, in den unteren Partieen theilweis aus späterer
Zeit. So sieht man am Sockel zahllose Darstellungen von Bau-
werken, darunter französische Schlösser, z. B. St. Germain, den
Invalidendom zu Paris, das Ludwigsburger Schloss u. s. w. An
den Fenstcrwänden sind grosse Portraits in Holzrahmen ange-
bracht, dann zwischen dem untern und oberen Fenster kolossale
Reliefnachbildungen von Hirschen, zu denen man vorhandene
Geweihe benutzte; das Ende der einen Reihe bildet ein riesiger
Elephant. Die Jagdlust der Zeit hat nicht leicht eine so groteske
Dekoration hervorgerufen. Alles Einrahmende in derb geschweif-
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