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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
einige jener mächtigen Reichsstädte, deren Kraft und Blüthe sich
grade in dieser Epoche durch glänzende Denkmäler ausgespro-
chen hat.
Den Anfang machen wir mit den fürstlichen Schlössern, und
zwar zunächst dem Schloss der Fürsten von Hohenl0he-Langen-
burg zu Weikersheim, das dem Ausgang der Epoche angehört.
Es ist ein unregelmässiger Bau aus verschiedenen Zeiten, den
man um 1600 durch eine regelmässige Anlage zu ersetzen be-
gann, ohne jedoch damit zu Ende zu kommen. Man erkennt dies
sofort in dem wüst und öde liegenden grossen unregelmässigen
Schlosshof, der gegen Norden und Westen von schiefwinkligen
charakterlosen Wirthschaftsgebäuden umfasst wird, während an
der südlichen und östlichen Seite sich die Hauptgebäude in regel-
mässiger Anlage rechtwinklig zusammenfügen. Die Mitte nimmt
ein ziemlich verwahrloster Brunnen ein. An der Ostseite führt
ein Thorweg mit barocken Portalen von 1683 zu mehreren später-
ausgeführten unbedeutenden Aussenbauten, welche die Verbin-
dung mit dem Städtchen vermitteln und eine Axenrichtung mit
der Kirche herstellen sollten. Nördlich von diesem Thorwege
tritt im Hofe ein runder Thurm vor, der wie es scheint zu den
älteren Anlagen gehört. Vor den südlichen Flügel, der den
grossen Rittersaal enthält, legt sich ein Gang von acht Arkaden
in sehr derber Rustika mit dorischen Rustikapfeilern. Er trägt
eine Galerie mit durchbrochener Steinbalustrade von sehr merk-
würdiger Zeichnung. Von dieser führt in der Mitte ein ebenfalls
in Rustika behandeltes Portal in den Saal. Am westlichen Ende
steht die Galerie mit einem polygonen Treppenthurm in Verbin-
dung, neben welchem sich der Westflügel noch eine kurze Strecke
fortsetzt. Die Schlosskapelle, unmittelbar an den Saal stossend,
nimmt die südwestliche Ecke ein. Der östliche Flügel enthält
die Wohnzimmer, die durch einen Corridor und die grosse recht-
winklig gebrochene Haupttreppe mit einander in Verbindung
stehen.
Die äussere Architektur des Schlosses ermangelt einer feine-
ren Ausbildung. Nur die hohen Giebel sind im kräftigen Stil des
Friedrichsbaues von Heidelberg dekorirt. Alles Uebrige besteht
aus blossem Bruchsteinmauerwerk. Die Fenster der beiden Ober-
geschosse haben steinerne Kreuzpfosten nach mittelalterlicher
Art. Acht kolossale Fenster ähnlicher Anlage an der äusseren
Seite des Südfiügels und ebensoviele an der inneren Seite er-
hellen den Saal. Kleinere Vierblattfenster über ihnen erinnern
ebenfalls noch an mittelalterliche Behandlungsweise. An die Süd-
seite des Schlosses legt sich der prächtige Garten, mit herrlichen