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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Sätzen an. Aus der ursprünglichen Bauzeit dagegen stammt die
originelle aus vier geschwungenen Fischblasen zusammengesetzte
Rose über dem Hauptportal, sowie das schlanke in gothischem
Sinn, wenn auch rundbogig geschlossene obere Fenster, das
ebenfalls mit Pfosten und Masswerken gegliedert ist. Erst das
Fenster des oberen Geschosses ist ohne solche Theilung durch-
geführt.
Hier wäre nun der nicht minder bedeutende Bau des J ulius-
spitals anzuschliessen, welchen Kunz Müller und Kaspar Reumcmn
ausführten. Allein der ursprüngliche Bau wurde durch Brand
zerstört und durch den jetzt vorhandenen ersetzt. Es war eben-
falls ein grosses Quadrat, jede Facade mit hohem, geschweiftem
Giebel und einem Thurme. Im Vorderbau lag die Kapelle oder
Kilianskirche, die von spitzbogigen Fenstern erhellt wurde. Von
dem alten Bau ist nur noch das grosse Reliefbild des Haupt-
portals in den Sammlungen des historischen Vereins erhalten.
Schweinfurt.
Die Stadt Sehweinfurt wird schon im frühen Mittelalter ge-
nannt, zuerst als Eigenthum des Klosters Fulda, später des Erz-
stifts Magdeburg, dann Wieder des Bischofs von Eichstädt, bis
endlich sie reichsfrei wurde. Aus der spätromanischen Zeit weist
sie noch ein treffliches Bauwerk in der Johanniskirche auf. Im
spätern Mittelalter wurde die Stadt durch die Raubgelüste ihrer
Nachbarn, namentlich der Grafen von Henneberg und der Bischöfe
von Würzburg und des Deutschordens in ihrer friedlichen Ent-
wicklung immer wieder gehemmt. Erst in der neuen Zeit, nach-
dem sie noch durch den Bauernaufstand und dann durch ihre
reformatorische Haltung, die sogar zur Eroberung, Plünderung
und Einäscherung führte, erheblich gelitten hatte, erholte sie sich
langsam von all diesen Schlagen. Um so erstaunlicher ist die
Energie, mit welcher schon 1570 die Bürgerschaft den Bau des
neuen Rathhauses unter einem Meister N. Hofmann begann, das
zu den ansehnlichsten Werken der Zeit gehört. Es besteht aus
einem mächtigen mit hohem Giebel bekrönten Hauptbau von etwa
90 F. Länge bei 60 F. Breite, an der einen Seite nicht ganz
rechtwinklig geschlossen. An diesen legt sich nach der Rückseite
ein rechteckiger Flügel von 42 F. Breite und doppelter Lange,
der den grossen Saal enthält, während nach der Vorderseite
gegen den Marktplatz ein Vorbau mit polygonem Erkerthurm und
stattlicher Altane heraustritt. Die Disposition ist eben so klar