Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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Buch. 
III. 
Renaissance in Deutschland. 
bedeckt; die Einfahrt hat ein völlig gotbisches Netzgewölbe mit 
geschweiften Rippen. Von hier steigt links die Haupttreppe auf, 
mit Balustergelander eingefasst, in drei Absätzen rechtwinklig; 
gebrochen: Dahinter eine kleinere Verbindungstreppe. Die mittel- 
alterlichen Schnecken sind also ganz verlassen. Im Hof zeigen 
der östliche "und westliche Flügel gewaltige Rusticabögen auf 
Pfeilern, ursprünglich wohl geöffnet, jetzt mit Fenstern in später 
Zopfform geschlossen. Ein Triglyphenfries bildet den Abschluss. 
Im Uebrigen ist die Architektur völlig einfach, in den oberen 
Stockwerken mit Stucküberzuzg, der wohl ursprünglich Gemälde 
hatte. Nur in der Ecke rechts ein kleiner rechtwinkliger Erker 
auf Consolen. Die vierte Seite des Hofes, nach Süden, bildet 
die Universitätskirche, die eine gesonderte Betrachtung erfordert. 
Vom Aeussern ist nur noch nachzutragen, dass die Südseite die- 
selbe Behandlung zeigt wie die übrigen Theile; an einem Pfört- 
chen dort liest man die Jahrzahl 1587. 
Die Kirche (Neubaukirche) ist eins der originellsten Werke, 
welche aus dem Gompromiss zwischen Gothik und Renaissance 
hervorgegangen sind. 1) Sie bildet im Grundriss ein lang ge- 
strecktes Rechteck, im Innern einschiffig, mit Kreuzgewölben, 
aber mit Arkadenreihen auf beiden Langseiten eingefasst, die 
über sich in zwei Geschossen Emporen haben. So wird der 
grosse Hauptraum in lebendigem Rhythmus durch dreifache Bogen- 
hallen jederseits begleitet, welche als prächtige Dccoration das 
System antiker Theaterbauten aufnehmen. Pfeiler und Bögen 
haben die römische Gliederung, und dazu gesellen sich Halb- 
säulenstellungen, unten reich behandelte dorische, dann ionische, 
zuletzt korinthische, die mit dem ganzen antiken Gebälk und 
zierlichen Consolengesimsen ein wirkungsvolles Rahmenwerk ab- 
geben. Die Schönheit des Raumes wird hauptsächlich durch diese 
lebensvolle Gliederung, durch die wohl abgewogenen Verhältnisse 
und die trefflich vertheilten Lichtmassen bedingt. Während hier 
Alles antikisirt, haben die rundbogigen Fenster noch das spät- 
gothische Masswerk mit Fischblasen und Nasen, freilich in sehr 
willkürlich spielenden Formen. Ein Anklang an diese Arkaden 
kehrt auch an der Westseite wieder, wo das Hauptportal und die 
Mittelfenster ebenso eingerahmt sind, und der Blick in die Thurm- 
halle mit ihrer gothischen Rose und dem hohen Masswerkfenstcr 
sich imposant öiifnet. Für den Altar endlich ist eine Halbkreis- 
nische in romanischer Art vorgelegt, wie deren manche an den 
alten Kirchen Würzburgs als Vorbilder sich darbotcn. 
Abbild. 
bei Sighart, bayr. 
Kunstgesch. 
680.
	        
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