Franken.
Würzburg.
457
Reichsstädte zusammeni), so klingt dies um so naiver, da im
selben Athem gestanden wird, dass diese Bauten nicht auf Kosten
des Bischofs oder des Stifts, sondern der Gemeinden und Kirchen
geschahen. Ebenso unrichtig und übertrieben ist es, wenn von
ihm gesagt wird, er habe dem Zeitgeist zuwider gebaut und einen
Stil geschaffen, der einzig in seiner Zeit sei, indem er „in kaum
begreiflicher Keckheit" in das Mittelalter zurückgegriffen und
dessen Formen mit denen der Renaissance gemischt habe?) Wir
wissen, dass dieser Mischstil in ganz Deutschland bis zum dreissig-
jährigen Kriege herrschte; Bischof Julius hat ihn nicht diktirt,
sondern ihn genommen, wie derselbe in den Händen seiner Bau-
meister lebte, und der sogenannte Juliusstil ist nichts als der
allgemeine Stil der deutschen Renaissance. Dass derselbe sich
freilich in den verschiedenen Provinzen mannigfach modifizirt,
haben wir schon gesehen. Betrachten wir nun die Hauptbauten
des Bischofs.
An der Spitze steht das grossartige Gebäude der Univer-
sität, sammt der Kirche nach einem Plane des Baumeisters A. Kai
durch W. Beringer errichtet. Es bildet ein Quadrat, ganz in
rothem Sandstein ausgeführt, von schlichter Derbheit und Tüchtig-
keit, ohne weiteren Schmuck als die drei Portale an der nörd-
lichen Hauptfacade. Sie sind in streng antikisirender Weise mit
doppelten Säulenstellungen eingefasst, die Schäfte elegant kan-
nelirt, und zwar mit Anwendung der drei Ordnungen: die ionische
am rechts gelegenen, die korinthische am mittleren, die dorische
an dem links errichteten Hauptportal. Die beiden ersteren führen
zu einem kurzen Flur, von wo sich Treppen in die oberen Stock-
werke entwickeln; das letztere dient als Thorweg zur Einfahrt
in den grossenquadratischen Hof. Ueber dem Hauptportal eine
Attika mit einem Relief, Welches in tumultuarischer Darstellung
die Ausgiessung des h. Geistes schildert. Die Attika mit ioni-
schen Pilastern und Säulen eingerahmt, dies Alles elegant und
reich mit Spuren des beginnenden Barocco. Der hier vorspringende
Flügel ist mit hohem Volutengiebel abgeschlossen; die verputzten
Wandilachen zeigen Reste decorativer Malereien; die paarweis
geordneten Fenster haben steinerne Umfassung mit gothisirendem
Ablauf. Der rechts vor-springende westliche Flügel hat im ober-
sten Geschoss einen Saal mit hohen Fenstern, welche durch
Kreuzpfosten getheilt sind. Die Treppen sind in einfachem ge-
rade gebrochenen Lauf angelegt, mit Tonnen- und Kreuzgewölben
Niedermayer,
S. 270 fg. In
Kunstgesch. der Stadt
derselben Weise Sighart.
Würzburg".
268.