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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
auch der Scrbach'sche Hof, in der Domschulgässe, wo eins
jener kolossalen Einfahrtthore, die für Würzburg so charakte-
ristisch sind. Stattlicher ist der Sandhof in der Sandgasse aus-
gebildet. Ein grosses Portal führt zuerst auf einen Vorplatz von
beträchtlicher Tiefe, dessen flache Decke überaus reich mit Relief-
Äiguren von Heiligen in Stuck geschmückt ist. Diese Halle öünet
sich gegen einen viereckig ausgebauten Hof. Die Rückseite des-
selben hat eine Facade mit hübschem Erker, der rechtwinklig
auf drei mit Masken geschmückten Consolen vorspringt und mit
Hennen, Löwenköpfen und einer weiblichen Rclieffigur ausge-
stattet ist. Man liest die Jahrzahl 1597, die noch zwei Mal
wiederkehrt. Der Giebel ist derb geschweift und gehörnt. In der
rechten Ecke ein polygoncs Treppenthürmchen, am linken und
rechten Flügel hohe Giebel, von denen der erstere, reicher aus-
gebildet, ein von zwei Engeln gehaltenes Wappen zeigt.
Den Glanzpunkt der Würzburger Renaissance bilden die vom
Bischof Julius Echter von Mespelbrunn ausgeführten Bauten. Auf
den Hochschulen zu Mainz und Köln, dann im Ausland zu Löwen,
Paris und Pavia gebildet, hatte dieser Prälat durch die An-
schauung grossartiger Denkmäler auf Reisen seinen ästhetischen
Sinn, seine Liebe zu Wissenschaft und Kunst hoch entwickelt.
Als er nun 1573 den bischöflichen Sitz bestieg, war sofort sein
Bestreben darauf gerichtet, in seinen Landen nicht blos den Ka-
tholizismus mit Gewalt wieder zur Herrschaft zu bringen, die
lutherischen Beamten und Prediger schonungslos zu vertreiben
und die neue Lehre auszurotten, sondern auch in grossartigen
Denkmalen Zeugnisse seiner energischen Herrschaft zu hinterlassen.
Unzählig ist die Reihe von kirchlichen Bauten, die er ausgeführt,
neu gegründet oder wieder hergestellt hat. Ebenso sorgte er
aber auch im Sinne der unruhigen Zeiten für Befestigungsbauten.
In Würzburg selbst errichtet er das grossartige Spital, eine der
hochherzigsten Stiftungen der Zeit, 1580 eingeweiht. Schon 1582
legt er den Grundstein zur Universität, die durch die Jesuiten
ein Bollwerk gegen die Reformation werden sollte. Die damit
verbundene Neubaukirche wird 1591 eingeweiht; bald darauf die
neu erbaute Kirche des Haugerstifts. Das Schloss wird nach
einem Brande erneuert und prachtvoll ausgestattet. Die Klöster
und Kirchen der Minoriten und Kapuziner werden hergestellt, für
die kriegerische Wehr ein Zeughaus und eine Giessstatte erbaut.
Auswärts ist namentlich die Walfahrtskirche von Dettelbach
(1613) hervorzuheben, ein grossartiger Kreuzbau, einschiftig mit
kühnem Gewölbe und prächtiger Facade. Wenn Lobredner des
Bischofs rühmen, er habe mehr gebaut als zehn protestantische